Biofilm – der Anfang allen Übels

Haben Sie sich nicht auch schon gefragt, warum Sie denn so viele Füllungen, Kronen und andere Reparaturmaßnahmen im Mund haben? Sie gehen regelmäßig zum Zahnarzt, und trotzdem gibt es immer wieder eine neue Karies, Zahnfleischbluten und andere Probleme. Der Grund liegt im System. Wir betreiben in unserem Land, eine sehr hochwertige Reparaturmedizin. Dies bedeutet, Schäden werden repariert, und dies mit sehr hohem Standard, die Ursache bleibt bestehen. Diese Ursache ist ein bakterieller Belag, der so genannte Biofilm.

Schon Minuten nach dem Zähneputzen entsteht erneut ein sogenanntes Schmelzoberhäutchen auf der Zahnoberfläche, Fachbegriff Pellikel. An dieses Schmelzoberhäutchen heften sich in der Folge Bakterien an. Über Stunden und Tage wird die Bakterienschicht immer dicker, bis schließlich mit bloßem Auge eine Belagschicht zu erkennen ist. Fachleute sprechen in diesem Stadium von reifer Plaque bzw. von einem Biofilm. Eine Vorstife des Karies.Der Biofilm ist eine Gemeinschaft von Mikroorganismen. Um sich einen Biofilm vorstellen zu können, hilft es ein Beispiel aus der Natur heranzuziehen. Die schleimige Schicht, die man auf Steinen in Flüssen und Bächen findet, ist nichts anderes als ein Biofilm. In der Natur finden sich überall Biofilme. Nicht alle sind schlecht. Sie werden für die Reinigung unserer Abwässer in Kläranlagen verwendet und reinigen in Aquarienfiltern das Wasser. In unserem Darm gibt es mehr Mikroorganismen als Darmzellen, die maßgeblich an unserer Verdauung beteiligt sind. Auch die Bakterien unserer Mundhöhle sind an sich nicht schädlich. Sie besiedeln unsere Schleimhäute und schützen uns vor fremden Erregern. Auf der Schleimhaut direkt können sich keine großen Biofilme ansiedeln, da diese abschilfern. Auf diese Weise wird die Anzahl der Bakterien immer wieder von alleine verkleinert. Auf den Zähnen ist die Situation ganz anders. Die Zähne schilfern nicht ab. Daher bleibt der Biofilm auf ihnen und kann größer und größer werden.

Wie baut sich dieser Biofilm auf?

Damit sich ein Biofilm bildet, benötigen die Bakterien eine Fläche, Wasser und Nährstoffe. Es gibt Bakterien, die sich wie Siedler auf den Zähnen anheften. Sie bauen eine dreidimensionale Struktur auf, in die sie sich zurückziehen können. Diese Struktur (Matrix) besteht vereinfacht gesagt aus Wasser, Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten. Der gesamte Biofilm besteht nur zu 15-20% aus Bakterien. Der Rest wird aus der Struktur (Matrix) des Biofilmes geformt. In diesen Biofilm lassen sich ganze Gruppen von Mikroorganismen als Bakterienfamilien nieder. Dabei bietet der Biofilm den Bakterien mechanischen Schutz und stabile Lebensbedingungen. Es bildet sich eine Bakterienstadt, mit einer vollständigen Infrastruktur. Stoffwechselprodukte der Mikroorganismen finden sich im Biofilm wieder. Darunter auch Stickstoff, Kohlendioxyd und Methan.

Welche Vorteile hat der Biofilm für die Bakterien?

Gegen Bakterien in Biofilmen sind Antibiotika häufig machtlos. Der Biofilm stellt für das Antibiotikum ein mechanisches Hindernis dar. Zusätzlich herrscht im Biofilm ein anderer pH-Wert als es Antibiotika für die Entfaltung ihrer Wirkung benötigen. Dadurch haben Bakterien im Biofilm eine 1000-1500fach höhere Resistenz gegenüber Antibiotika als alleinige Bakterien. In Zeiten der Nahrungsknappheit dient der Biofilm für die Bakterien als Nahrungs- und Wasserspeicher, den sie verstoffwechseln können. Der Biofilm dient auch als Schutzwall gegen giftige Substanzen, gleichzeitig bietet er die Möglichkeit, Nährstoffe, Gene und Botenstoffe auszutauschen. Die Bakterien haben die Möglichkeit Informationen im Biofilm auszutauschen. Diese sehr einfache Form der Kommunikation funktioniert über Botenstoffe. Auch Erbinformationen können auf diesem Wege weitergereicht werden. Dies sichert den Bestand des Biofilmes, und erhöht die Resistenzbildung. Der Biofilm enthält Kanälchen, durch die Nährstoffe zugeführt, und Ausscheidungsprodukte abgeführt werden können.

Welche Bedeutung haben Biofilme für den Menschen?

Beim Säugling beginnt die Besiedelung der Mundhöhle mit Bakterien durch das Einatmen von Luft und die Aufnahme von Nahrung. Durch das Ablecken von Löffeln durch die Eltern, kommt es auch zur Übertragung von Kariesbakterien. Die Besiedelung dient dem Körper als erste Barriere gegenüber eindringenden schädlichen Keimen in das Körperinnere. Von Mensch zu Mensch ist die Zusammensetzung der Mundflora sehr unterschiedlich. Von den reifen Biofilmen an den Zähnen können sich Biofilmbruchstücke als Flocken ablösen, die an anderen Zähnen hängen bleiben und sich dort ansiedeln. Die Zahnzwischenräume sind Nischen in welche sich solche Flocken gerne einnisten. Teile des Biofilmes können abreißen, was zur Verschleppung des Biofilmes führt. Gelangen solche Flocken in die Blutbahn, kann dies ernste Folgen nach sich ziehen. Beim Menschen finden sich Biofilme auf der Haut, in der Mundhöhle, im Urogenitalbereich und im Magen-Darm-Trakt. Zusammengezählt tragen wir ungefähr 1,5 Kg Bakterien mit uns herum. Unser Immunsystem benötigt in den ersten Lebensjahren unschädliche Keime um reifen zu können. Diese werden so zu sagen zu Übungsobjekten für unser Immunsystem. Ebenso brauchen wir die Bakterien bei der Verdauung. Gerne nisten sich Biofilme auf Prothesen, Implantaten und Kathetern ein, was sehr unangenehm oder gar lebensbedrohend werden kann. Da es auf Grund der Biofilme zu immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika kommt, häufen sich die Komplikationen und treten immer häufiger Probleme mit Keimen auf, die uns eigentlich ansonsten nicht gefährlich wären.

Was kann man gegen die Biofilme tun?

Es gibt viele Möglichkeiten Biofilme zu bekämpfen. Zum Beispiel weiß man heute, dass Legionellen in Biofilmen Gifte produzieren, welche beim Einatmen sehr stark gesundheitsschädlich sind und sogar zum Tode führen können. Daher werden Wasserboiler auf einer Temperatur von mindestens 60° Celsius gehalten, um keine Entwicklung von Legionellen zuzulassen. In der Mundhöhle gibt es mehrere Strategien, um gegen Biofilme vorzugehen. Zunächst gibt es die mechanischen Mundhygienemaßnahmen, wie die häusliche Zahnpflege der professionellen Zahnreinigung und der Entfernung von Zahnstein mit Ultraschall. Zusätzlich gibt es noch die chemischen Maßnahmen um die Bakterien des Belages zu schädigen. Diese sind das Chlorhexidin, Aminfluorid und Zinnfluorid und ätherische Öle. Chemische Maßnahmen machen nur dann einen Sinn, wenn der Biofilm größtenteils entfernt ist und die Wirkstoffe auf dünne Schichten von restlichem Biofilm einwirken können. Die Chemikalien bewirken dort eine Störung der Stoffwechselvorgänge der Bakterien, oder töten die Mikroorganismen durch das Zerstören ihrer Zellwände.

Ein Ausblick in die mögliche Zukunft:

Es gibt Ansätze in der Forschung, in denen versucht wird die Kommunikation durch Botenstoffe zu unterbinden, so dass sich die Bakterien nicht mehr anpassen, und keine Resistenzen mehr weitergeben können. Ein weiterer Ansatz ist, die Zähne mit abschilfernden Substanzen zu lackieren, die einen so genannten Lotus-Effekt bewirken, um den Biofilm am Anlagern an der Zahnsubstanz zu hindern.

Biofilme umgeben uns überall in unserem Leben. Nicht alle Biofilme sind schädlich, doch viele können sich zu einer ernsten Bedrohung für unsere Gesundheit entwickeln. Gerade im Mund versucht man mit verschiedenen Ansätzen den Biofilmen zu begegnen. Bei allen Ansätzen gilt jedoch, dass jedes noch so gute Medikament, nur die Oberfläche des Biofilmes erreicht. Die Bakterien im Zentrum bleiben meist unversehrt. Daher ist es unerlässlich den Belag immer wieder mechanisch zu zerstören, wie dies bei der professionellen Zahnreinigung geschieht. Die Bakterien sind in der Lage den zerstörten Biofilm immer wieder erneut aufzubauen. Daher werden heute Intervalle zwischen 2 bis 4 professionelle Zahnreinigungen empfohlen. Nur auf diese Weise lässt sich verhindern, dass die Dichte der Bakterien keine schädlichen Dimensionen annimmt.

Giftiges Fluor für gesunde Zähne?

Häufig werde ich bei meiner Tätigkeit gefragt, ob Fluor nicht schädlich sei. Diese Frage ist nicht von der Hand zu weisen und geht in seiner Beantwortung in zwei Richtungen.
Zunächst einmal geht es in der Zahnprophylaxe nicht um Fluor, sondern um Fluoride. Fluor ist gasförmig und dazu sehr stark giftig und ätzend. Nicht gerade der beste Stoff für die Prophylaxe an Zähnen. Fluoride jedoch sind Salze des Fluors, welche auch in einigen Nahrungsmitteln in Spuren vorkommen und für die Zahnprophylaxe verwendet werden. Beispielsweise käme niemand auf die Idee Kochsalz (Natriumchlorid) für schädlich zu halten, obwohl es ein Salz des Elementes Chlor ist, welches wiederum gasförmig und stark giftig ist. Doch auch bei den Salzen gilt der Leitspruch, die Menge macht das Gift. So wie ein zu hoher Konsum von Kochsalz der Gesundheit schadet, ist auch eine zu großzügige Gabe von Fluoriden bedenklich und kann zu gesundheitlichen Problemen wie einer übertriebenen Anreicherung von Fluorid in den Knochen und Zähnen führen. Ab einer Konzentration von 0,005 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht ist Natriumfluorid giftig. Mit normalen, altersgerechten Fluoridgaben in der häuslichen Mundhygiene durch Zahnpasten und Mundspüllösungen sowie der professionellen, zahnärztlichen Vorsorge, sind fluoridbedingte Gesundheitsgefährdungen nicht zu erreichen. Auch hier kann noch einmal, auf den Vergleich mit Kochsalz zurückgegriffen werden. Kochsalz ist lebenswichtig, ab einer Konzentration von 0,5 Gramm je Kilogramm Körpergewicht, kann Kochsalz jedoch tödlich sein. Selbst Haushaltszucker ist ab einer Dosis von 50 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich.

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“

Zitat Paracelsius (1493-1541)

Die Fluoridverbindungen in Zahnpastenhaben haben einen erheblichen, nachweisbaren Anteil am Kariesrückgang während der letzten Jahrzehnte. Von keinem anderen Inhaltsstoff ist eine vergleichbare Wirkung bekannt. Deshalb ist die Empfehlung, morgens und abends eine fluoridhaltige Zahnpasta zur Zahnreinigung zu verwenden, nach wie vor aktuell. Die Intensität des Fluoridierungseffektes kann durch Verzicht auf das anschlieende Ausspülen gesteigert werden, da so eine längere Verweildauer auf den Zahnoberflächen besteht. .Fluoride bewirken im Körper die Festigung der Knochenstruktur und die Härtung des Zahnschmelzes. Man geht heute davon aus, dass der Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen in erster Linie auf den breiten Einsatz von Fluoriden zurückgeführt werden kann. Es ist heute wissenschaftlich belegt, dass die nach dem Zahndurchbruch auf die Zahnoberfläche einwirkenden Fluoride, für den kariesprophylaktischen Effekt verantwortlich sind. Dabei sind gerade Zahnpasten mit Fluorid für den direkten Kontakt der Zähne mit den Fluoriden vorteilhaft. Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes sollten Zahnpasten mit einer Fluoridkonzentration von 0,05% (500ppm) verwendet werden. Eine erbsengroße Menge Zahnpasta pro Putzvorgang ist völlig ausreichend.

Dabei gibt es folgende Empfehlung:
• Bis zum 2. Geburtstag einmal täglich putzen, am besten abends.
• Ab dem 2. Geburtstag zweimal täglich putzen.
• Ab dem 6. Lebensjahr soll auf Erwachsenenzahnpasta mit 0,10% – 0,15% (1000ppm – 1500ppm) Fluorid umgestellt werden.

Der richtige Zeitpunkt für die Verwendung von Erwachsenenzahnpasta ist, sobald das Kind die Zahnpastareste komplett ausspucken kann. Daher wird von Zahnpasten mit Frucht und Bonbongeschmack abgeraten, da sie zum herunterschlucken der Pasta verführen. Die karieshemmende Wirkung von Fluoriden ist bei direktem Kontakt mit den Zähnen am größten. Die systemische Fluoridanwendung durch Tabletten ist für die Zähne nur wenig effektiv. Das regelmäßige Zähneputzen hat nicht nur den Sinn die Zähne und das Zahnfleisch zu schützen, sondern ist auch eine Gewöhnung des Kindes, an das alltägliche Ritual der Mundhygiene. Fluoride sind an sich nicht schädlich, und werden unserem Körper auch über die Nahrung zugeführt. Die Menge macht das Gift. Einige Mineralwässer haben einen sehr hohen Fluoridgehalt. Mineralwässer, die für die Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgeschrieben sind, dürfen 0,7 mg Fluorid pro Liter nicht überschreiten. Ab einem Fluoridgehalt von 1,5 mg pro Liter, muss auf der Mineralwasserflasche, nach der Richtlinie (2003/40/EG) ein Warnhinweis abgedruckt sein. Auch Walnüsse haben mit 0,68 mg pro 100 Gramm, einen hohen Fluoridgehalt. Fluoride finden sich in vielen Lebensmitteln, jedoch in geringen Mengen. Bei hoher Kariesaktivität kann mit Fluoridlacken, Fluoridgelen und fluoridhaltigen Spüllösungen der Karies entgegengewirkt werden. Ab dem 6. Lebensjahr wird in Zahnarztpraxen, eine zweimal jährliche Behandlung mit Fluoridlacken angeboten, die von den Versicherungen bis zum 18. Geburtstag bezahlt wird. Aus heutiger, zahnärztlicher Sicht, ist die Gabe von Fluoridtabletten nicht erforderlich, da die Wirkung der Fluoride auf den Zahnschmelz weitgehend nur durch direkten Kontakt zustande kommt. Bekommt der Körper zu viele Fluoride, kann es zu einer so genannten Dentinfluorose kommen. Sie äußert sich durch weiße oder bräunliche Flecken auf den Zähnen. Hier liegt der Vorteil der Fluoridierung durch Zahnpasten, Gele und Lacke. Werden diese nicht in Mengen verschluckt, ist eine Dentinfluorose nicht zu erwarten. Die Wirkung der Fluoride funktioniert vorwiegend durch den direkten Kontakt mit dem Zahnschmelz.

Hierbei wird:
• Der Wiederstand des Zahnschmelzes gegen Säuren erhöht.
• Zahnschmelz durch erneute Einlagerung von Mineralien repariert.
• Die Entkalkung der Zähne gebremst.

Zahnpasta enthält Inhaltsstoffe, die nicht für den Verzehr geeignet sind und sollten deshalb nicht verschluckt werden. Sie ist keine Arznei sondern ein kosmetisches Produkt. Fluoridlacke sind eine Möglichkeit mit kontrollierter Menge an Fluoriden einen Kariesschutz zu bewirken. Ein zweimal jährliches Auftragen von Fluoridlacken wird als ausreichend betrachtet. Bei stark kariesanfälligen Patienten ist eine bis zu viermal jährliche Fluoridierung sinnvoll. Auch dies ohne die Gefahr einer Überdosis an Fluoriden. Auch Erwachsene können durch solche Fluoridierungsmaßnahmen profitieren. Fluoridhaltige Spüllösungen können bei Kindern, und auch bei älteren Menschen mit Wurzelkaries eine gute Ergänzung zur täglichen Mundpflege sein. Auch bei Spangenträgern ist es vorteilhaft, Mundspüllösungen zu verwenden. Da vermieden werden muss, dass durch Verschlucken dem Körper zu viel Fluorid zugeführt wird, sollten Mundspüllösungen nicht vor dem 6. Lebensjahr verwendet werden. Bei starker Kariesanfälligkeit können fluoridhaltige Gele, eingesetzt werden um das Kariesrisiko zu verringern. Meistens wird das Gel einmal pro Woche zuhause mit der Zahnbürste auf die Zähne aufgetragen. Diese Gele können ab einem Alter von 6 Jahren eingesetzt werden, da diese Gele einen hohen Fluoridanteil haben, und nicht geschluckt werden sollen.
Als Basis zur Vorsorge von Karies reicht es aus, zweimal täglich die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta zu putzen. Dabei sollte einmal täglich die Zahnzwischenraumpflege mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen nicht vergessen werden, da 80% aller Karies im Zahnzwischenraum beginnen. Durch die Zahnpasta wirkt das Fluorid wo es gebraucht wird, auf der Oberfläche der Zähne. Steigt das Kariesrisiko, kann durch fluoridhaltige Gelees, Sprays und Mundspüllösungen ein weiterer Beitrag zur Kariesbekämpfung geleistet werden. Diese Maßnahmen sollten jedoch wegen der Gefahr einer Überdosis durch regelmäßiges Verschlucken, erst ab dem 6. Lebensjahr durchgeführt werden. Bei richtiger Anwendung muss man keine Angst vor Fluoriden haben, denn die Menge macht das Gift. Eine Person mit 70 Kg Körpergewicht muss mehr als 3 Tuben handelsüblicher Zahnpasta verspeisen, um eine Überdosis zu bewirken. Bei Kindern reicht eine erbsengroße Portion fluoridhaltiger Kinderzahnpasta pro Putzvorgang. Richtig dosiert entfaltet Fluorid seine guten, und keine schlechten Eigenschaften.

Beginnt Gesund wirklich im Mund?

Ja, ich wage zu behaupten, Gesund beginnt tatsächlich im Mund. Denn, ab dem Moment der Geburt, nachdem die Nabelschnur durchtrennt ist, werden alle lebensnotwendigen Stoffe über den Mund zugeführt. Daher gehören gute Mundverhältnisse zu den grundlegenden Erfordernissen für allgemeine Gesundheit und Wohlbefinden.
Die vier Stützen des Wohlbefindens sind:
• Ausreichend Schlaf
• Ausgewogene natürliche Ernährung
• Bewegung an der frischen Luft wie Skifahren, Fahrradfahren, Schwimmen, Laufen
• Ausreichend trinken (mindestens 2 Liter täglich)

Eine Parodontitis beeinflusst Diabetes und kann sie verschlimmern. Da die Krankheit chronisch ist und nur kontrolliert aber nicht geheilt werden kann, gilt die erhöhte Aufmerksamkeit der Diabetiker für ihre Zahngesundheit ein Leben lang. . .Neueste Untersuchungen aus Finnland, USA und Deutschland erhärten den Verdacht, dass eine Zahnfleischentzündung (Parodontitis) ein verdoppeltes Herzinfarktrisiko nach sich zieht, das Schlaganfallrisiko verdreifacht und das Risiko einer Frühgeburt sich verachtfacht. . .+++ Die Verwendung dieses Bildes ist nur für redaktionelle Zwecke und ausschließlich in Bezug auf das Thema Zahnmedizin gestattet. Die Bearbeitung des Bildes ist nicht erlaubt, mit Ausnahme der Verkleinerung oder Vergrößerung sowie der technischen Aufbereitung zum Zweck der optimalen Vervielfältigung. Die Weitergabe dieses Bildes an Dritte und insbesondere der honorarpflichtige Vertrieb/die Speicherung in Bilddatenbanken iDiese Stützen sorgen für ein starkes Immunsystem, welches wir für unser Leben brauchen, denn es gelangen ständig neue Bakterien in den Mund. Dies passiert indem wir uns an den Mund fassen, oder Speisen und Getränke zu uns nehmen. Um zu verhindern, dass diese weiter in den Körper vordringen können, hat unser Körper einige Abwehrmechanismen, die er den Fremdlingen entgegenstellt. Unser Mundraum ist von über 600 Bakterienarten besiedelt. Diesen Bakterien stehen Antikörper aus unserem Speichel gegenüber. Die meisten dieser Bakterien sind harmlos und sorgen dafür, dass es fremde Bakterien nicht leicht haben, sich auf unseren Geweben anzusiedeln. Aus diesem Grunde werden sie von unserem Körper auch toleriert. Wir leben also in wechselseitiger Beziehung mit diesen Bakterien, aus welcher jeder seine Vorteile zieht. Auf unseren Zähnen bauen sich die Bakterien einen Biofilm auf, den so genannten Plaque, der sie vor äußeren Einflüssen schützt. So auch vor unserem Immunsystem. Wird dieser Plaque zu mächtig, so beginnen manche dieser Bakterien für unseren Zahnhalteapparat und unsere Zähne gefährlich zu werden. Durch Enzyme und Giftstoffe greifen einige dieser Bakterien das Zahnfleisch an und sorgen für Entzündungen. Diese sind deutlich sichtbar. Wird der Biofilm nicht bald durch gründliches Zähneputzen entfernt, entzünden sich auch der Zahnhalteapparat und der Knochen. In den Bereichen, wo sich die Speicheldrüsenausgänge befinden, wird der Biofilm bald sichtbar, da er dort mineralisiert und zu Zahnstein wird. Dieser ist mit häuslichen Maßnahmen nicht mehr zu entfernen und kann nur in einer Zahnarztpraxis beseitigt werden. Auch in den Zahnzwischenräumen bleiben meist größere Mengen des Biofilmes zurück und können dort ihr zerstörerisches Werk weiterführen. Bei gesunden Menschen wird die Entzündung durch das Immunsystem lange Zeit unterdrückt. Daher ist die Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) eine schleichende Erkrankung, die lange nicht bemerkt wird. Durch hormonelle Schwankungen wie sie in der Pubertät, der Schwangerschaft und auch den Wechseljahren auftreten, tritt eine verborgene Parodontitis rasch zu Tage. Die Erkrankung der Zähne und des Zahnhalteapparates betreffen jedoch nicht nur die Gewebe im Mund. Durch die kranken Zähne und das entzündete Zahnfleisch können schädliche Bakterien in unsere Blutbahn und damit in unseren Körper gelangen. Längst ist bekannt, dass diese Bakterien auch an verschiedenen Allgemeinerkrankungen beteiligt sein können.
So zum Beispiel an:
• Herzinfarkt
• Herzbeutelentzündung (Endokarditis)
• Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) => Erschwert das Einstellen des Blutzuckerspiegels.
• Schlaganfall
• Frühgeburten in der Schwangerschaft
• Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
• Osteoporose (Knochenschwund)
• Rheumatoider Arthritis (Rheuma)
• Alzheimer
• Sepsis (Blutvergiftung)
Es wird auch der Zusammenhang zwischen Parodontalbakterien und der Entstehung von Krebserkrankungen diskutiert. Blutendes Zahnfleisch ist also nicht nur ein Warnsignal für Zahnfleischprobleme, sondern auch ein Eintrittstor, durch welche Bakterien den Weg in unseren Körper finden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, Karies, Zahnfleischentzündungen und Entzündungen des Zahnhalteapparates behandeln zu lassen. Die Behandlung des Zahnhalteapparates geschieht durch den Zahnarzt und hat drei Phasen. In der Hygienephase erhält der Patient eine Unterweisung in die effektive häusliche Mundhygiene und wird aufgeklärt, auf welche Weise die Zahnzwischenräume gereinigt werden können. Danach beginnen regelmäßige professionelle Zahnreinigungen, bei denen die kritischen Stellen am Zahnfleischrand und im Zahnzwischenraum gereinigt werden. Auch wird der Umgang mit den Zahnzwischenraumbürstchen nochmals erklärt und geübt. Nimmt die Zahnfleischentzündung spürbar ab, kommt es zur eigentlichen Therapie des Zahnhalteapparates. Dabei werden die Zahnfleischtaschen durch den Zahnarzt ausgereinigt. All diese Maßnahmen bringen jedoch wenig, wenn keine regelmäßige Nachbehandlung stattfindet. Man nennt diese eine unterstützende Parodontaltherapie (UPT). Bei dieser Behandlung werden die Zähne in regelmäßigen Abständen, meist vierteljährlich, wie bei der professionellen Zahnreinigung gereinigt. Kleine Entzündungen werden sofort nachbehandelt, damit die abgeheilten Entzündungen nicht erneut auftreten. Wichtig ist, dass man sich im Klaren ist, dass die Zahnbettentzündung eine chronische Erkrankung ist, die einer lebenslangen Behandlung bedarf. Nur auf diese Weise sind die Zähne und der Knochen auf lange Sicht zu erhalten.
So banal einem Zahnfleischbluten auch vorkommen mag, es ist ein ernst zu nehmendes Warnsignal und zeigt, dass das Zahnfleisch entzündet ist. Solange der Knochen nicht betroffen ist, kann die Erkrankung noch geheilt werden. Ist erst einmal der Knochen betroffen, lässt sich die Erkrankung nur noch durch eine lebenslange Therapie behandeln. Dabei sind nicht nur die Zähne gefährdet. Schnell kann sich die Erkrankung, durch Verschleppung von Bakterien in der Blutbahn, zu einem Problem für den ganzen Körper entwickeln.

Xylit hält fit

Die Anzahl der Karieserkrankungen pro Jahr, hat in den letzten Jahren abgenommen. Dies ist zu einem großen Teil Verdienst des massiven Einsatzes von Fluoriden. Ein weiterer großer Erfolg könnte der Einsatz von Xylit als Ersatz für Haushaltszucker sein. Es ist nicht nur ein gleichwertiges Süßungsmittel, sondern verändert nachhaltig die Bakterienzusammensetzung im Mund zudem belastet es nicht den Insulinhaushalt.

tag-cloud-zucker-001Um zu verstehen, wie Xylit gegen Karies wirken kann, muss man sich vor Augen halten, wie Karies und Zahnbettentzündungen entstehen. Mit Hilfe von Stärke und Zucker können die Bakterien des Mundes einen so genannten Biofilm aufbauen. Dieser haftet an den Zähnen an. In diesen Biofilm ziehen sich die Bakterien zurück um sich geschützt, von der Immunabwehr des Körpers, in Ruhe vermehren zu können. Diese Bakterien sondern bei ihrem Stoffwechsel Säuren und Gifte ab. Auf Dauer lösen die Säuren die Zahnsubstanz auf. Eine Karies ist entstanden. Die Gifte sorgen für Entzündungen und Rückgang des Zahnfleisches und des Zahnbettes. Hier entfaltet Xylit seine Wirkung. Denn Xylit wird von den meisten Bakterien im Biofilm nicht verstoffwechselt. Gerade das für Karies besonders verantwortliche Bakterium „Streptococcus mutans“ kann mit Xylit nichts anfangen. Studien haben sogar ergeben, dass sich die Anzahl dieser Bakterienart stark verringert, wenn regelmäßig Xylit zugeführt wird. Da dieses Bakterium in der Entstehung des Biofilmes auf den Zähnen eine entscheidende Rolle spielt, verändert sich auch dieser mit dem Verzehr xylithaltiger Speisen. Andere Bakterien, welche keine so starke kariogene Wirkung haben nehmen seinen Platz ein. Dies ist ein entscheidender Vorteil für unseren Mund. Ein weiterer Vorteil liegt in der höheren Speichelproduktion beim Lutschen und Kauen xylithaltiger Drops und Kaugummis. Durch den vermehrten Speichel werden Säuren verdünnt oder sogar aufgelöst. Im Speichel enthaltene Mineralien helfen bei der Reparatur kleiner Schäden im Zahnschmelzbereich. Xylit sieht aus wie weißer Haushaltszucker, schmeckt angenehm und hat keinen Nachgeschmack. Es süßt genauso stark wie Zucker, hat aber 40 Prozent weniger Kalorien. Auf der Zunge hat Xylit einen erfrischenden, leicht kühlenden Geschmack. Es gibt Xylit als Granulat, oder in Süßwaren wie Kaugummi, Bonbons, Drops, Pastillen, Lutscher und Schokolade. Xylit kann aus vielen pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden. Hochwertiges Xylit wird aus Birkenholz hergestellt. Man spricht daher auch von Birkenzucker. Da seine Herstellung sehr aufwändig ist, ist Xylit gegenüber Haushaltszucker relativ teuer. Für einen ausreichenden Zahnschutz sollten nur Süßigkeiten verwendet werden, die zu 100 Prozent mit Xylit gesüßt sind. Der Grund dafür ist, dass eine sichere Kariesprophylaxe erst ab 9 bis 12 Gramm Xylit täglich zu erwarten ist. Eine Möglichkeit ist es zum Beispiel, nach dem Essen 5 bis 10 Minuten xylithaltige Kaugummis zu kauen oder xylithaltige Drops zu lutschen. Xylit ist nicht die einzige Alternative zum Haushaltszucker. So gibt es verschiedene Süßstoffe, wie zum Beispiel Saccharin oder Aspartam, und Zuckeraustauschstoffe. In industriell hergestellten Süßigkeiten findet sich häufig Sorbit und Mannit, da sie billiger in der Herstellung als Xylit sind. Sie sind nur halb so süß wie Haushaltszucker. Eine schützende Wirkung gegen Karies bietet aber nur Xylit, da sowohl Sorbit als auch Mannit von den karieserzeugenden Bakterien verstoffwechselt werden können. Gemeinsam haben die Zuckeraustauschstoffe, dass sie für Diabetiker geeignet sind, da sie nicht durch Insulin abgebaut werden. Für den menschlichen Körper ist Xylit nicht fremd. Er selber produziert Xylit bei seinem Stoffwechsel als Zwischenprodukt aus Glukose. Daher findet man Xylit in allen Menschlichen Geweben, besonders viel jedoch in der Leber. Xylit kommt in vielen Früchten, Beeren und Gemüsearten vor. Als Nebenwirkung kann bei einem Gebrauch größerer Mengen an Xylit (Mehr als 40 Gramm täglich) Durchfall auftreten. Dieser verschwindet jedoch sobald sich der Körper an das Xylit gewöhnt hat. Zustande kommt der Durchfall dadurch, dass Xylit Wasser im Darm aufnimmt und ausgeschieden wird. Da Xylit in unserem Körper natürlich vorkommt, kann es auch von Schwangeren verwendet werden. Dabei verringern sie nicht nur ihr eigenes Kariesrisiko, sondern nachhaltig auch das ihres Kindes. Auch Kinder ab dem zweiten Lebensjahr können xylithaltige Produkte zu sich nehmen und damit Karieserkrankungen nachhaltig vorbeugen. Ältere Menschen profitieren gleich doppelt von xylithaltigen Nahrungsmitteln. Zum einen schützt Xylit gegen Karies und Wurzelkaries, zum anderen regt es die Speichelproduktion an und beugt so der Mundtrockenheit vor, welche im Alter häufiger vorkommen. Auch häufig vorkommende Mittelohrentzündungen konnten bei einer Studie abgeschwächt werden. Dies ist möglich, da das Mittelohr durch die Ohrtrompete mit dem Rachen verbunden ist. Verringert sich eine Bakterienart in der Mundhöhle und im Rachen, so verringert sie sich auch in den damit verbundenen Gebieten.

Nachdem Fluoride heute einen festen Platz in der Vorbeugung von Karies gefunden haben, ist es an der Zeit, als nächsten Schritt, Xylit in die tägliche Kariesprophylaxe aufzunehmen. Wie viele Studien gezeigt haben, ist diese vielseitige Alternative zu Haushaltszucker weit mehr als nur gut für die Zähne. Sowohl Jung als auch Alt, profitieren von den wunderbaren Eigenschaften von Xylit. Da es auf natürliche Weise in unserem Körper vorkommt, können auch Schwangere und Kleinkinder diesen wohlschmeckenden, süßen Zahnschutz genießen.

Kariesfrei durchs Kleinkindalter

Welches Verhältnis ein Kind später einmal zur Zahnpflege hat entscheidet sich schon in den ersten Lebensmonaten. Wird ein Kind liebevoll aber konsequent an die Zahnpflege gewöhnt, wird es später ein Bedürfnis haben die Zähne zu pflegen. Ebenso verhält es sich mit der Ernährung. Hat man sein Kind erst einmal an zuckerhaltige Getränke und Speisen gewöhnt, ist es nicht mehr so einfach wieder davon abzubringen.

In der Regel brechen die Zähne in folgender Reihenfolge durch: 6 bis 8 Monate – untere Scheidezähne 8 bis 12 Monate – seitliche unteren und alle oberen Schneidezähne 12 bis 16 Monate – erster Backenzahn 16 bis 20 Monate – Eckzähne 20 bis 30 Monate – zweiter MilchbackenzahnEs ist entscheidend für die lebenslange Zahngesundheit, dass mit der Zahnpflege früh begonnen wird. Auch das Trinken aus offenen Bechern wirkt sich vorteilhaft für den Erhalt der Zahngesundheit aus. Von Anfang an kann bei Säuglingen spielerisch, durch Neugieriges in den Mund schauen und Massage des Kieferkammes, das Interesse an der Mundhygiene geweckt werden. Diese Massage kann mit dem sauberen Finger oder einer weichen Kinderzahnbürste durchgeführt werden. Der liebevolle Blick der Bezugsperson lässt das Kind die Mundpflege als positiv empfinden. Die Massage des Kieferkammes sollte mit liebevollen, vorsichtigen und sanften Bewegungen ausgeführt werden. Dabei sollte beruhigend erzählt werden, was man gerade macht. Nach dem 4. Lebensmonat erscheinen die ersten Milchzähne. Wichtig für die Zahnpflege ist es, dass das Zahnpflegeritual zur Gewohnheit wird und der Wohlfühleffekt im Vordergrund steht. Das Prophylaxeteam der Zahnarztpraxis zeigt ihnen gerne wie eine Kieferkamm-Massage durchgeführt wird. Da Säuglinge und Kleinkinder gerne aktiv begreifen, kann man die so genannte orale Phase nutzen, um dem Kind den Umgang mit der Zahnbürste spielerisch lernen zu lassen. Durch gemeinsames Zähneputzen, kann das Kind nachahmen was es bei seiner Bezugsperson sieht. Unterstützt werden kann das Zähneputzen mit Zahnputzliedern. Man findet diese reichlich im Internet. Sind die Zähnchen erst einmal durchgebrochen sollte darauf geachtet werden, dass die Zähne mit der KAI – Putztechnik geputzt werden.

KAI bedeutet:
• K => Kaufläche. Die Kauflächen werden bei offenem Mund, mit schrubbenden Bewegungen geputzt.
• A => Außenfläche. Die Außenflächen werden bei geschlossenem Mund, mit kreisenden Bewegungen geputzt.
• I => Innenfläche. Die Innenflächen werden bei offenem Mund, mit fegenden Bewegungen von rot nach weiß geputzt.

Bei Säuglingen sollten zur Zahnpflege zwei Zahnbürsten angeschafft werden. Eine für das Kind, welches darauf nach Herzenslust herumkauen kann, und eine zum Putzen nach der KAI-Technik durch die Eltern. Je früher Kinder mit der richtigen Mundpflege vertraut gemacht werden, desto besser. Die Zähne sollten ab dem ersten Zähnchen mit einer weichen Zahnbürste, oder anfangs mit einem Wattestäbchen gereinigt werden. Zu Beginn geschieht dies ohne Zahnpasta. Ab 1,5 – 2 Jahren beginnen die Kinder mit eigenen Putzversuchen. Die Eltern sollten aber auf jeden Fall nachputzen. Sobald das Kind ausspucken kann, ungefähr ab dem 2-3 Lebensjahr kann zum Schutz der Zähne, auch mit kleinen, erbsengroßen Portionen Kinderzahnpasta (maximal 500 ppm Fluor) geputzt werden. Zweimal am Tag mit fluoridhaltiger Zahnpasta zu putzen wird als ausreichend betrachtet. Dauernuckeln an Nuckelflaschen mit gesüßten oder säurehaltigen Getränken verursachen Nuckelflaschenkaries. Durch das Umspülen der Zähne werden die Milchzähne zerstört. Daher sollten die Flaschen nur zu den Mahlzeiten, oder wenn das Kind Durst hat gereicht werden. Hauptsächlich sollten ungesüßte Tees und stilles Wasser getrunken werden. Zu beachten ist auch, dass gerade vermeintlich gesunde Fruchtsäfte, von Natur aus sehr viel Zucker enthalten, der zu Karies führen kann. Ab dem ersten Lebensjahr können Kinder an Tassen und Becher gewöhnt werden.
Es ist eine wichtige Aufgabe der Eltern, ihrem Kind die Zahnpflege nahe zu bringen. Beginnend mit der Massage des Kieferkammes, dem ersten putzen frisch durchgebrochener Milchzähne mit Wattestäbchen, bis hin zum Putzen der Zähne mit weichen Kinderzahnbürsten und Kinderzahnpasta. Auch sollten schon bald erste Besuche beim Zahnarzt eingeplant werden. Auch wenn dort nicht viel getan werden kann, gewöhnt sich das Kind an die Umgebung und entwickelt später keine Ängste. Zahnpflege soll Spaß machen da sie uns das ganze Leben lang begleitet. Kombiniert man gute Mundhygiene noch mit gesunder Ernährung läuft im Mund alles rund.

Schwangerschaft und Prophylaxe

Es ist eine alte Volksweisheit, dass jedes Kind der Mutter einen Zahn kostet. Dieser Gedanke basiert auf Erfahrungswerten aus vergangener Zeit. Heute sind diese schmerzlichen Erfahrungen nicht mehr notwendig. Dank moderner Prophylaxe kann der Zahnverlust durch die Schwangerschaft verhindert werden. Durch hormonelle Umstellungen steigt zwar die Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen und Zahnbetterkrankungen, doch wo kein Zahnbelag ist entstehen auch keine Entzündungen. So können Probleme im Mund und sogar das Risiko für Frühgeburten verringert werden.

Prof. Steven Offenbacher von der Universität Chapel Hill in North Carolina, USA, untersuchte Mütter nach zu früh beendeten Schwangerschaften unter Einbeziehung bekannter Frühgeburtsrisiken. Eine unbehandelte Entzündung des Zahnbetts erhöht demnach das Risiko einer Frühgeburt um das 7,5fache.Die Kombination von sorgfältiger häuslicher Mundpflege, Früherkennungsuntersuchung und Prophylaxebehandlung in der Zahnarztpraxis ist ein wichtiger Grundstein für eine lebenslange gute Mundgesundheit.
Eine Parodontitis während der Schwangerschaft sollte ernst genommen werden. Eine Zahnbetterkrankung der Mutter kann eine Frühgeburt und Untergewicht des Neugeborenen zur Folge haben. Das Risiko hierfür ist um mehr als das 7 Fache erhöht.
Empfohlen wird, während der Schwangerschaft zwei zahnärztliche Untersuchungen durchführen zu lassen. Eine im ersten und eine im zweiten Drittel. Zu der Untersuchung ist die professionelle Zahnreinigung eine wichtige Säule, um Zahnfleischerkrankungen zu verhindern oder einzudämmen. Die PZR beugt Erkrankungen des Zahnfleisches und des Zahnbettes besonders effektiv vor und verringert dabei das Risiko einer Frühgeburt. Schon bei den ersten Anzeichen einer Zahnbettentzündung sollte eine gründliche Reinigung der Zahnzwischenräume und bereits vorhandener Zahnfleischtaschen erfolgen. Ein erstes Warnzeichen ist das Zahnfleischbluten. Bakterien setzen sich zuerst an rauen Stellen und Nischen fest. Daher werden die Zähne im Anschluss einer professionellen Zahnreinigung poliert und fluoridiert. Im Rahmen der professionellen Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis erklärt das Fachpersonal der werdenden Mutter die richtige Zahnputztechnik und die Anwendung von Zahnzwischenraumbürsten. Dabei wird auch die Handhabung der verschiedenen Zahnpflegemittel demonstriert.
Bei sehr vielen schwangeren Frauen tritt eine Mundschleimhautentzündung, die sogenannte Schwangerschaftsgingivitis, auf. Dabei entzündet sich das Zahnfleisch durch die Kombination von hormoneller Umstellung und bakteriellem Biofilm. Diese plötzlichen Veränderungen im Mundraum treten in den ersten Monaten der Schwangerschaft auf. In dieser Zeit ist das Auftreten von Zahnfleischbluten möglich. Durch die Zahnfleischentzündung kann es auch zu Wucherungen der Mundschleimhaut kommen. Diese Veränderungen treten bei Frauen häufiger und intensiver auf, die bereits vor der Schwangerschaft Zahnfleischentzündungen hatten. Wird eine Gingivitis nicht durch Entfernung der Zahnbeläge geheilt, kann die Entzündung in tiefere Schichten des Zahnhalteapparates vordringen und eine Entzündung des Zahnbettes, eine sogenannte Parodontitis provozieren. Die Entzündungen können zu extremen geschwulstartigen Zahnfleischwucherungen (Gingivahypertrophien) führen. In Folge kommt es zu Einbissverletzungen durch die Gegenkieferzähne, welche sich infizieren können und dabei starke Zahnfleischschmerzen verursachen.
Da in der Schwangerschaft auch Übelkeit und Erbrechen auftreten können, sind die Zähne auch der Säureeinwirkung der Magensäure ausgesetzt, welche die Zahnsubstanz sichtbar angreift. Man bezeichnet dies als Zahnerosion. Wenn sich die werdende Mutter erbricht, sollten möglichst für 30 Minuten, die Zähne nicht geputzt werden. Der noch erweichte Zahnschmelz könnte dadurch verstärkt abgetragen werden. Auch sollte nach sauren Speisen und Zitrusfrüchten mit dem Zähneputzen gewartet werden. Dies ist nötig, damit der Zahn Zeit hat, die mit dem Speichel angespülten Mineralien wieder aufzunehmen.
Die werdende Mutter sollte die Zähne möglichst mit einer weichen Zahnbürste, mit kleinem Bürstenkopf putzen. Die weiche Zahnbürste soll dafür sorgen, dass beim Putzen das hormonell bedingt weichere Zahnfleisch nicht verletzt wird. Dabei ist auf eine gründliche Reinigung zu achten. Vorteilhaft ist dabei eine Zahncreme und Mundspüllösung mit einer Wirkstoffkombination aus Aminfluorid und Zinnfluorid zu verwenden. Diese wirken besonders gut gegen Entzündungen der Mundschleimhaut.
Größere Zahnbehandlungen sollten möglichst vor der Schwangerschaft durchgeführt werden. Unbehandelter Karies ist der häufigste Grund für Zahnverlust. Auch lassen sich viele Behandlungen an Zähnen und Zahnfleisch während der Schwangerschaft nicht risikolos durchführen. So sind Präparate mit Kortison, Chlorhexidin, bestimmte Antibiotika und Schmerzmittel in dieser Zeit nicht verwendbar. Auch Röntgenbilder sind in der Schwangerschaft möglichst zu vermeiden. Da gerade Schmerzmittel, Antibiotika und Röntgenbilder bei zahnmedizinischen Behandlungen unverzichtbar sind, diese aber für das Ungeborene ein Risiko darstellen, ist durch gute Mundhygiene und Prophylaxe dafür zu sogen, dass es erst gar nicht zu Problemen im Mund kommt.
Es ist heute nicht mehr nötig, durch eine Schwangerschaft einen Zahn zu verlieren. Ganz ohne eigenes Zutun klappt dies aber meistens nicht. Umso mehr Vorschädigungen bereits bestehen desto mehr Aufwand sollte getrieben werden, um keine Schäden an den Zähnen zu erleiden. Es ist daher vorteilhaft, sämtliche zur Verfügung stehenden, häuslichen und professionellen Mittel auszuschöpfen damit die Zahngesundheit erhalten bleibt.

Zahnausfall und Karies, ein Fluch der sich verhindern lässt

Viele Menschen denken, dass Karies und Zahnfleischerkrankungen einfach zum Älterwerden dazugehören und geraten auf diese Weise in einen nicht mehr enden wollenden Behandlungsstrudel. Der Grund dafür ist sehr einfach. Es wird nur die Folge einer Krankheit behandelt, die Ursache bleibt bestehen. Dieser Beitrag erklärt warum es zu diesen Erkrankungen im Mund kommt und wie man sie verhindern kann.

Anhang 1Untersucht man die Gründe von Karies und Zahnhalteapparatserkrankungen, stellt man fest, dass alle mit Biofilmen (auf dem Bild rosa angefärbt) in Verbindung stehen. Unser Mund beherbergt etwa 500 Bakterienarten, die sich dauerhaft an Hart- und Weichgeweben anhaften können. Unter Biofilmen versteht man ein Zusammenschluss von Bakterien die durch Zusammenballung als so genannte Bakterienfamilien wirken und sich gegenseitig, stabilisieren. Ein gutes Beispiel für einen Biofilm ist die schleimige Schicht, die sich auf Steinen in Flüssen bildet. Die Organisation im Biofilm dient den Mikroorganismen als Schutzwall gegen giftige Substanzen. Dadurch sind sie gut geschützt gegen lokale Therapiemaßnahmen. Biofilme treten am gesamten menschlichen Körper auf, sind normalerweise aber kein Problem. So wie Menschen in Städten leben, nutzen Bakterien die Infrastruktur des Biofilmes, um sicher zu überleben. So können die Bakterien dort selber den pH-Wert regulieren und somit eine eigene Umwelt schaffen. Es ist heute bekannt, dass Bakterien die in einem Biofilm organisiert sind, um das 1000 bis 1500 fache resistenter gegen Antibiotika sind, als die einzelne Bakterie. So sind diese weniger anfällig auf Veränderungen der Umgebung. An der Zahnoberfläche anheften, können sich die „Pionierkeime“ durch fadenförmige Zellanhänge, auch Fimbrien genannt. Die so entstehenden Bakterienkolonien wachsen zunächst in die Breite und dann in die Höhe. Die Kolonien bilden im Biofilm Wasserkanälchen aus, durch welche Nährstoffen an- und Ausscheidungen abtransportiert werden. Der eigentliche Biofilm besteht dabei aus Mehrfachzuckern, welchen die Bakterien absondern, und in welchem die Bakterien wie in einem Netz eingemauert sind. Auch Nährstoffe können in ihm gespeichert und gebunden werden. Interessant ist, dass die Bakterien untereinander Informationen austauschen. Dabei unterhalten sich die Bakterien jedoch nicht mit Worten, sondern mit Botenstoffen (chemischen Signalen). Gerade dieser Informationsaustausch führt dazu dass sich die Bakterien perfekt an wechselnde äußere Bedingungen anpassen. Sogar Antibiotikaresistenzen können auf diese Weise von Bakterie zu Bakterie übertragen werden, so als würden sich die Bakterien gegenseitig Impfen. Schädlich sind für uns Menschen die Ausscheidungen der Bakterien. Je nach Bakterienart können dies Säuren (zum Beispiel Milchsäure), oder Gifte (Toxine) sein. Während die Säuren Karies auslösen, führen die Gifte zu Entzündungen im Zahnfleisch und dem Zahnhalteapparat. Beides kann auf Dauer zu massiven Zerstörungen der betroffenen Gewebe oder Zähne führen. Auf Grund der enormen Anpassungsfähigkeit der Erreger, ist es bis heute noch nicht möglich auf chemischem Weg den Biofilm zu entfernen. Es bleibt nur, den Belag mechanisch zu entfernen. An den gut zugänglichen Stellen geschieht dies durch das häusliche Zähneputzen. die schlecht zugänglichen Stellen, bleiben jedoch meist als Schmutznieschen zurück. Aus diesem Grunde entstehen auch 80 Prozent aller Karieserkrankungen im Zahnzwischenraum. In diesem Bereich muss professionell geholfen werden. Dies geschieht bei der professionellen Zahnreinigung, kurz PZR. Hier kümmern sich speziell ausgebildete Fachkräfte um die gründliche Reinigung der Zähne, ganz besonders auch im Bereich der Zahnzwischenräume. Wird diese Reinigung in regelmäßigem Abstand von 3 bis 6 Monaten wiederholt, hat der Biofilm keine Chance sein zerstörerisches Werk zu beginnen. Das Intervall wird dabei durch die bereits vorhandenen Schädigungen bestimmt. Da die Bakterien etwa 16 Wochen benötigen um den Biofilm wieder aufzubauen, ist die heutige Lehrmeinung, dass beim Gesunden ein Intervall von 6 Monaten ausreichend ist. Anders sieht es bei Menschen aus, welche schon eine Vorschädigung des Zahnhalteapparates haben. Hier wird es notwendig sein das Intervall enger zu gestalten.
Die Volkskrankheiten Karies und Parodontitis (Zahnbetterkrankung) sind Erkrankungen die mit einem Biofilm auf unseren Zähnen in Verbindung stehen. Da eine Heilung nicht möglich ist, kein Karies schließt sich wieder und kein Knochenabbau wächst wieder zurück, ist eine Vorbeugung umso wichtiger. Im Grunde ist es sehr einfach. Der Biofilm muss weg und das mit allen Mitteln, dann bleibt man fit im Mund.

 

Mundspüllösungen, sinnvolle Ergänzung oder einfach nur Unfug?

Zahnerhaltung ist ein Gebiet mit vielen Facetten. Da gibt es Zahnbürsten, Zahnpasten Zahnseide und vieles mehr. Auch Mundspüllösungen haben heute ihren festen Platz im Verkaufsregal. Es stellt sich zunächst die Frage, brauche ich eine Mundspülung und wenn ja, welche?

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Es geht rund im Mund:
Im Mund haben wir Millionen von Bakterien welche miteinander in enger Gemeinschaft leben. Wir leben mit diesen Bakterien zusammen, da wir diese auch für unsere Abwehr gegen Fremdbakterien gebrauchen. So lange ein Gleichgewicht zwischen den Bakterien und unserem Immunsystem besteht, bleiben wir gesund. Um sich vor unserem Immunsystem zu schützen, bauen die Bakterien einen Zahnbelag auf, der auch als Plaque bezeichnet wird. In diesen Belag ziehen sich die Bakterien zurück, um sich geschützt vermehren zu können. Haben sich die Bakterien sehr stark vermehrt, können sie Säuren und Gifte (Toxine) in solchen Mengen abgeben, dass diese für uns schädlich werden.

Was hilft?
Um dies zu verhindern, bleibt nur den Belag regelmäßig zu entfernen. Dies geschieht zum einen durch die häusliche Zahnpflege mit Bürste, Zahnseide und Interdentalbürste und zum anderen durch die professionelle Zahnreinigung (PZR) in der Zahnarztpraxis. Diese zielt darauf ab auch Bereiche zu reinigen, die nicht beim Zähneputzen gereinigt werden können.

Mundspüllösungen:
Verwendet man regelmäßig Mundspülungen mit ätherischen Ölen, oder einer Mischung aus Zinnfluorid und Aminfluorid kann man die Keimzahl im Mund reduzieren. Damit wird das Gleichgewicht zugunsten unseres Immunsystems beeinflusst. Der Zahnbelag wird durch das Mundwasser jedoch weder an der Ausbreitung gehindert noch beseitigt. Die Mundspülung ist auch kein Ersatz für die Zahnbürste und Zahnzwischenraumbürstchen sondern nur eine Ergänzung. Empfehlenswert sind Mundspüllösungen bei starken Engständen der Zähne, Zahnspangen, körperlichen Einschränkungen und bei geschwächtem Immunsystem. Chlorhexidinhaltige Mundspüllösungen werden normalerweise nur kurzzeitig zur direkten Bekämpfung von Entzündungen im Mundbereich verwendet, wenn diese Entzündlichen Ursprungs sind und eine Unterdrückung der bakteriellen Besiedelung gewünscht ist.

Ergebnis:
Bei einem gesunden Menschen ist eine Mundspüllösung kein muss. Bei gründlicher, häuslicher und professioneller Pflege, kann eine Mundspüllösung keine bessere Reinigungsleistung erbringen. Gerade bei älteren Menschen mit Mundtrockenheit, oder Patienten mit Einschränkungen, aber auch Patienten mit Zahnspangen sind Mundspüllösungen eine gute Möglichkeit das Zahnpflegeergebnis zu verbessern. Gerade für Patienten mit Mundtrockenheit gibt es spezielle Mundspüllösungen, welche helfen können. Nach Möglichkeit sollten Mundspülungen ohne Alkohol verwendet werden, da die regelmäßige Anwendung von Alkohol im Mund kritisch bewertet wird.