Zahnfleischbluten – unscheinbare Warnsignale

Zahnfleischbluten ist ein eindeutiges Warnsignal, das mit dem Zahnfleisch etwas nicht in Ordnung ist. Tritt es häufiger auch beim Zähneputzen auf, sollte man unbedingt reagieren und einen Zahnarzt aufsuchen. Zahnverlust lässt sich heute verhindern, wenn eine Zahnbetterkrankung rechtzeitig entdeckt und behandelt wird. Da eine vorhandene Zahnbetterkrankung nie wieder ausheilt, ist jedoch eine lebenslange Betreuung durch Prophylaxe notwendig. Auch schlimmere Krankheiten wie ein Mundbodentumor bluten leicht. Es muss nicht extra gesagt werden, dass auch hier eine rasche Erkennung und Behandlung lebenswichtig ist.

Seit 2004 übernehmen die Kassen alle zwei Jahre die Kosten für einen speziellen Parodontitis-Test. Während des Tests tastet der Zahnarzt mit einer Sonde das Gewebe zwischen Zähnen und Zahnfleisch ab. Er misst die Tiefe der Zahnfleischtaschen und prüft ob eventuell eine Entzündung vorliegt. In schweren Fällen wird der betroffene Kiefer geröntgt, so dass der Zahnarzt sich ein genaues Bild vom Zustand des Kieferknochens machen kann.Schon in jungen Jahren beginnen häufig Warnsignale aufzutreten, welche wir zunächst einmal nicht ernst nehmen. Das Zahnfleisch blutet und der erste Gedanke ist, „bestimmt habe ich mich beim Zähneputzen verletzt“. Die nächste Reaktion wird sein, dass schonender geputzt wird. Doch genau das, ist der erste Fehler. Das Zahnfleisch blutet nämlich nicht aufgrund einer Putzverletzung, sondern wegen Entzündungen, die die Blutungsneigung enorm steigern. Diese Entzündungen entstehen dort wo wir sie nicht sehen können, im Zahnzwischenraum. Bakterieller Biofilm besiedelt diesen Raum geschützt vor Sichtkontrolle und Reinigung. Um dem Biofilm nicht ständig ausgesetzt zu sein, zieht sich das Zahnfleisch kaum merkbar zurück. Nach einiger Zeit schließt sich dann auch der Knochen dem Rückzug an. Spätestens jetzt lässt sich die Erkrankung nicht mehr umkehren. Mit viel Mühe kann man das Fortschreiten der Zahnbettentzündung stoppen, heilen kann man sie nicht. Dieser Vorgang ist sehr langsam und setzt sich oftmals über Jahrzehnte fort. Daher merkt man erst sehr spät durch Schmerzen und einer zunehmenden Beweglichkeit der Zähne das etwas nicht stimmt. Zusätzlich können sich so erkrankte Zähne auch verstellen, und man stellt fest dass der eine oder andere Zahn früher anders im Zahnbogen stand. An das Zahnfleischbluten beim Putzen, welches nicht ständig auftritt, hat man sich längst gewöhnt. Verfälscht werden die Blutungsanzeichen bei Rauchern. Durch das Nikotin kommt es zu einer schwächeren Durchblutung der Gewebe, und damit zu einer geringeren Blutungsneigung. Wie kann ich diesen Vorgang stoppen? Zunächst einmal durch Aufklärung. Man muss wissen warum das Gewebe blutet. Im Grunde genommen gibt es nur zwei Möglichkeiten. Eine Verletzung oder eine Entzündung. Das Ergebnis ist beides Mal das gleiche. Durch die Entzündung ist die Schleimhaut sehr empfindlich und es kommt schneller zu minimalen Verletzungen. Erst wenn die Entzündung verschwindet, ist die Schleimhaut widerstandsfähig und neigt nicht so schnell zum Bluten. Vergleichen kann man dies mit einer kleinen Verletzung auf der Haut. Wenn man über gesunde Haut kratzt, passiert gar nichts. Tut man dies aber über eine kleine Verletzung beginnt es zu bluten. Erst wenn die Verletzung ausgeheilt ist, blutet man nicht mehr übermäßig schnell. Die Verletzung kann aber in unseren Zahnzwischenräumen erst dann ausheilen, wenn der Grund der Verletzung, nämlich die Entzündung verschwunden ist. Dies schafft man nur durch regelmäßige Pflege mit Zahnzwischenraumbürsten, einmal am Tag. Der Zeitpunkt ist übrigens egal. Putzen Sie Ihre Zahnzwischenräume wenn Sie Zeit haben, dies muss nicht zwangsläufig abends sein. Da 80 Prozent aller Karies, und auch die meisten Zahnfleischerkrankungen, im Zahnzwischenraum beginnen, ist auf diesen Bereich besonderes Augenmerk zu legen. Haben sich bereits Zahnfleischtaschen gebildet, so wird durch eine so genannte Parodontalbehandlung, kurz PA-Behandlung, der Zahnhalteapparat ausgereinigt. Dies sorgt für Entzündungsfreiheit in diesem Bereich. Auch wichtig ist der Zahnfleischsaum, da sich Beläge hier nicht gut entfernen lassen. Durch die Basstechnik, (ARTIKEL: ZAHNPUTZTECHNIKEN VOM 13.12.2015) erreicht man eine gute Reinigung dieses Bereiches. Besonders gründlich ist die Singlebrushbürste, welche genau diesen Bereich reinigt. Mit beiden Methoden ist der Zahnfleischsaum leicht zu säubern. Die Grübchen, auch Fissuren genannt, sind mit keiner Methode ausreichend zu reinigen. Einige Autoren empfehlen die Grübchen der Backenzähne und auch der Vorbackenzähne mit Kunststoff versiegeln zu lassen. Auch wenn bei Erwachsenen das Versiegeln nicht von der Kasse bezahlt wird, und auch Kinder für das Versiegeln der Vorbackenzähne keine Unterstützung bekommen, ist diese Maßnahme sinnvoll und nicht teuer. Schon bei Kindern sollte die Zahnzwischenraumreinigung mit Zahnseide geübt werden. In diesem Alter sind die Zahnzwischenräume meist sehr eng mit der Zahnfleischpapille gefüllt, so dass ein Durchschieben der Zahnzwischenraumbürste meist nicht gelingt. Hier steht jedoch nicht die Reinigung an sich im Vordergrund, sondern die Gewöhnung daran, dass auch die Zahnzwischenräume wichtig sind und regelmäßig gereinigt werden müssen.

Blutendes Zahnfleisch ist ein Warnsignal was uns nicht abschrecken sondern anspornen sollte. Es ist völlig falsch nun das Zahnfleisch vermeintlich zu schonen, da man sich nicht wirklich verletzt hat. Vielmehr sollte nun besonders gründlich gereinigt werden. Am besten gelingt dies durch gründliche häusliche Mundhygiene, professionelle Mundhygiene und professionelle Anleitung zum Putzen. Mit den richtigen Hygienemaßnahmen kann meistens noch viel erreicht werden, selbst wenn schon Vorschäden entstanden sind.