Schwangerschaft und Prophylaxe

Es ist eine alte Volksweisheit, dass jedes Kind der Mutter einen Zahn kostet. Dieser Gedanke basiert auf Erfahrungswerten aus vergangener Zeit. Heute sind diese schmerzlichen Erfahrungen nicht mehr notwendig. Dank moderner Prophylaxe kann der Zahnverlust durch die Schwangerschaft verhindert werden. Durch hormonelle Umstellungen steigt zwar die Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen und Zahnbetterkrankungen, doch wo kein Zahnbelag ist entstehen auch keine Entzündungen. So können Probleme im Mund und sogar das Risiko für Frühgeburten verringert werden.

Prof. Steven Offenbacher von der Universität Chapel Hill in North Carolina, USA, untersuchte Mütter nach zu früh beendeten Schwangerschaften unter Einbeziehung bekannter Frühgeburtsrisiken. Eine unbehandelte Entzündung des Zahnbetts erhöht demnach das Risiko einer Frühgeburt um das 7,5fache.Die Kombination von sorgfältiger häuslicher Mundpflege, Früherkennungsuntersuchung und Prophylaxebehandlung in der Zahnarztpraxis ist ein wichtiger Grundstein für eine lebenslange gute Mundgesundheit.
Eine Parodontitis während der Schwangerschaft sollte ernst genommen werden. Eine Zahnbetterkrankung der Mutter kann eine Frühgeburt und Untergewicht des Neugeborenen zur Folge haben. Das Risiko hierfür ist um mehr als das 7 Fache erhöht.
Empfohlen wird, während der Schwangerschaft zwei zahnärztliche Untersuchungen durchführen zu lassen. Eine im ersten und eine im zweiten Drittel. Zu der Untersuchung ist die professionelle Zahnreinigung eine wichtige Säule, um Zahnfleischerkrankungen zu verhindern oder einzudämmen. Die PZR beugt Erkrankungen des Zahnfleisches und des Zahnbettes besonders effektiv vor und verringert dabei das Risiko einer Frühgeburt. Schon bei den ersten Anzeichen einer Zahnbettentzündung sollte eine gründliche Reinigung der Zahnzwischenräume und bereits vorhandener Zahnfleischtaschen erfolgen. Ein erstes Warnzeichen ist das Zahnfleischbluten. Bakterien setzen sich zuerst an rauen Stellen und Nischen fest. Daher werden die Zähne im Anschluss einer professionellen Zahnreinigung poliert und fluoridiert. Im Rahmen der professionellen Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis erklärt das Fachpersonal der werdenden Mutter die richtige Zahnputztechnik und die Anwendung von Zahnzwischenraumbürsten. Dabei wird auch die Handhabung der verschiedenen Zahnpflegemittel demonstriert.
Bei sehr vielen schwangeren Frauen tritt eine Mundschleimhautentzündung, die sogenannte Schwangerschaftsgingivitis, auf. Dabei entzündet sich das Zahnfleisch durch die Kombination von hormoneller Umstellung und bakteriellem Biofilm. Diese plötzlichen Veränderungen im Mundraum treten in den ersten Monaten der Schwangerschaft auf. In dieser Zeit ist das Auftreten von Zahnfleischbluten möglich. Durch die Zahnfleischentzündung kann es auch zu Wucherungen der Mundschleimhaut kommen. Diese Veränderungen treten bei Frauen häufiger und intensiver auf, die bereits vor der Schwangerschaft Zahnfleischentzündungen hatten. Wird eine Gingivitis nicht durch Entfernung der Zahnbeläge geheilt, kann die Entzündung in tiefere Schichten des Zahnhalteapparates vordringen und eine Entzündung des Zahnbettes, eine sogenannte Parodontitis provozieren. Die Entzündungen können zu extremen geschwulstartigen Zahnfleischwucherungen (Gingivahypertrophien) führen. In Folge kommt es zu Einbissverletzungen durch die Gegenkieferzähne, welche sich infizieren können und dabei starke Zahnfleischschmerzen verursachen.
Da in der Schwangerschaft auch Übelkeit und Erbrechen auftreten können, sind die Zähne auch der Säureeinwirkung der Magensäure ausgesetzt, welche die Zahnsubstanz sichtbar angreift. Man bezeichnet dies als Zahnerosion. Wenn sich die werdende Mutter erbricht, sollten möglichst für 30 Minuten, die Zähne nicht geputzt werden. Der noch erweichte Zahnschmelz könnte dadurch verstärkt abgetragen werden. Auch sollte nach sauren Speisen und Zitrusfrüchten mit dem Zähneputzen gewartet werden. Dies ist nötig, damit der Zahn Zeit hat, die mit dem Speichel angespülten Mineralien wieder aufzunehmen.
Die werdende Mutter sollte die Zähne möglichst mit einer weichen Zahnbürste, mit kleinem Bürstenkopf putzen. Die weiche Zahnbürste soll dafür sorgen, dass beim Putzen das hormonell bedingt weichere Zahnfleisch nicht verletzt wird. Dabei ist auf eine gründliche Reinigung zu achten. Vorteilhaft ist dabei eine Zahncreme und Mundspüllösung mit einer Wirkstoffkombination aus Aminfluorid und Zinnfluorid zu verwenden. Diese wirken besonders gut gegen Entzündungen der Mundschleimhaut.
Größere Zahnbehandlungen sollten möglichst vor der Schwangerschaft durchgeführt werden. Unbehandelter Karies ist der häufigste Grund für Zahnverlust. Auch lassen sich viele Behandlungen an Zähnen und Zahnfleisch während der Schwangerschaft nicht risikolos durchführen. So sind Präparate mit Kortison, Chlorhexidin, bestimmte Antibiotika und Schmerzmittel in dieser Zeit nicht verwendbar. Auch Röntgenbilder sind in der Schwangerschaft möglichst zu vermeiden. Da gerade Schmerzmittel, Antibiotika und Röntgenbilder bei zahnmedizinischen Behandlungen unverzichtbar sind, diese aber für das Ungeborene ein Risiko darstellen, ist durch gute Mundhygiene und Prophylaxe dafür zu sogen, dass es erst gar nicht zu Problemen im Mund kommt.
Es ist heute nicht mehr nötig, durch eine Schwangerschaft einen Zahn zu verlieren. Ganz ohne eigenes Zutun klappt dies aber meistens nicht. Umso mehr Vorschädigungen bereits bestehen desto mehr Aufwand sollte getrieben werden, um keine Schäden an den Zähnen zu erleiden. Es ist daher vorteilhaft, sämtliche zur Verfügung stehenden, häuslichen und professionellen Mittel auszuschöpfen damit die Zahngesundheit erhalten bleibt.

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