Es ist heute wissenschaftlich nachgewiesen, das Zahnfleischentzündungen, Zahnbettentzündungen und Karies durch einen Biofilm, den so genannten Plaque entstehen. Daher führt kein Weg an einer mechanischen Entfernung des Belages vorbei. Dies gilt in besonderem für den Bereich zwischen den Zähnen. Im Grunde genommen gibt es keine Technik gegen einzelne Erkrankungsformen. Die Biofilmkontrolle als Vorsorge gegen Zahnbettentzündungen verhindert gleichzeitig auch die Zahnfleischentzündung und Karies. Das heimtückische an der Zahnbettentzündung (Parodontitis) ist, dass sie sich kaum spürbar, in einem Zeitraum von 20 bis 40 Jahren entwickelt. Die Zähne verlieren dabei langsam aber sicher Ihren Halt. Daher muss man zur Vorbeugung eine erfolgreiche Mundhygiene erlernen.
Wie soll man aber nun die Zähne putzen?
Es gibt verschiedene Zahnputztechniken, verschiedene Zahnbürstenarten und auch noch alternative Möglichkeiten die Zahnzwischenräume zu reinigen.
Da gibt es:
• Zahnputztechnik nach Bass
• Zahnputztechnik nach Charters
• Zahnputztechnik nach Stillmann
• Rotationsmethode nach Fones / KAI Technik
• Vertikale Rot nach Weiß Methode
• Horizontale Schrubmethode
• Solo Technik nach J. Sedelmayer
Zahnputztechnik nach Bass:
Die Bass-Technik ist besonders für Jugendliche und Erwachsene geeignet, da sie in der Handhabung recht anspruchsvoll für den Anwender ist. In einem Winkel von 45° werden die Borsten zum Zahnfleisch hin ausgerichtet. Ein Teil der Borsten liegt dabei auf dem Zahnfleisch auf. Durch kleine rüttelnde Bewegungen werden die äußeren Bereiche der Zähne gereinigt. Danach wird mit einer wischenden Bewegung von Rot nach Weiß, der abgelöste Belag entfernt. Das Rütteln wird pro Zahn ungefähr 10-mal ausgeführt. Man beginnt mit dem Reinigen der Außenflächen der Seitenzähne im Oberkiefer, bei leicht geschlossenem Mund. Danach werden die Außenflächen der Unterkieferzähne gereinigt. Weiter geht es mit den Innenflächen des Oberkiefers. Dazu wird der Bürstenköpf wieder parallel zur Zahnreihe gehalten. Die Rückseite der Schneidezähne im Oberkiefer wird mit senkrecht aufgestellter Zahnbürste geputzt. Auch dabei werden kleine Rüttelbewegungen durchgeführt. Die Innenflächen der Seitenzähne im Unterkiefer werden nach dem gleichen System, wie bereits beim Oberkiefer, im 45° Winkel durch Rütteln und Abstreifen gereinigt. Die Frontzähne im Unterkiefer werden wieder mit senkrecht gestellter Zahnbürste unter rüttelnden und auswischenden Bewegungen gesäubert. Zum Schluss kommen die Kauflächen im Oberkiefer und Unterkiefer an die Reihe. Dabei putzt man jeweils im Oberkiefer von rechts nach links, und im Unterkiefer von links nach rechts, mit schrubbenden Bewegungen. Die Putzdauer sollte auf jeden Fall mehr als 3 Minuten dauern, um einen ordentlichen Reinigungseffekt zu haben.
Zahnputztechnik nach Charters:
Die Methode nach Charters ist mehr eine Technik der Zahnfleischmassage, als eine effektive Zahnputztechnik. Hier werden die Borsten in einem Winkel von 45° zur Zahnachse ausgerichtet. Die Borsten zeigen dabei Richtung Zahnkrone. Danach wird die Bürste mit kleinen kreisenden Bewegungen von der Kaufläche zum Zahnfleisch abgerollt. Dabei ergibt sich eine intensive Massage des Zahnfleisches. Wie bei allen Zahnputztechniken werden auch hier systematisch alle Außenflächen und Innenflächen der Oberkieferzähne, alle Außenflächen und Innenflächen der Unterkieferzähne und alle Kauflächen gereinigt. Der Zahnzwischenraum wird bei dieser Methode kaum gereinigt.
Zahnputztechnik nach Stillman:
Bei der Methode nach Stillman wird die Zahnbürste in einem Winkel von 45° am Zahnfleisch angelegt. Mit leichtem Rütteln Wird die Bürste zur Kaufläche hin abgerollt. Die Abrollbewegung endet, wenn die Borsten im rechten Winkel zur Kaufläche stehen. Bei dieser Technik reinigt man zunächst die Außenflächen der Backenzähne von einer Seite über die Frontzähne bis zur anderen Seite. Dies wird erst im Oberkiefer, dann im Unterkiefer durchgeführt. Auf den Innenflächen der Zähne wendet man genau dieselbe Technik an. Nur auf den Kauflächen kann wieder mit einer schrubbenden Bewegung gereinigt werden. Der Zahnzwischenraum wird bei dieser Methode nur ungenügend gereinigt.
Zahnputztechnik nach Fones:
Diese Putztechnik ist leicht zu erlernen, und ist daher besonders für Kinder und Jugendliche zu empfehlen. Auch Patienten mit Bewegungseinschränkungen an den Händen profitieren von dieser Putztechnik, die auch als KAI-Technik bezeichnet wird. Der Name zeigt die Reihenfolge der Putzabläufe an Kauflächen, Außenflächen und Innenflächen. Die Kauflächen werden durch schrubbende Bewegungen bei weit geöffnetem Mund gereinigt. Zur Reinigung der Außenfläche, werden die Zähne aufeinander gestellt. Die Borsten stehen senkrecht auf den Außenflächen der Zahnreihe. Nun wird mit weiten, kreisenden Bewegungen die Bürste von den linken Backenzähnen über die Front zu den rechten Backenzähnen geführt. Bei weit geöffnetem Mund werden die Innenseiten der Zähne durch Abstreifen der Bürste von Rot nach weiß geputzt. Dies geschieht bei den Innenflächen der Backenzähne im Oberkiefer und Unterkiefer. Zum Schluss werden die Innenflächen der Frontzähne mit senkrecht stehender Bürste gereinigt. Auch bei dieser Methode ist die Reinigung des Zahnzwischenraumes nicht sehr gründlich.
Vertikale Rot nach Weiß Methode:
Hier stehen die Zähne während des Putzens der Außenflächen der Oberkiefer- und Unterkieferzähne im Schneidekantenkontakt. Die Bürste wird senkrecht angesetzt und vom Zahnfleisch zur Zahnfläche geführt (Rot-Weiß). Die Innenflächen der Zähne werden mit Auswischbewegungen vom Zahnfleisch zum Zahn ausgereinigt. Die Kauflächen werden durch schrubbende Bürstenbewegungen gereinigt. Auch hier ist ein systematisches Vorgehen notwendig um alle Zähne zu erreichen. Diese Putztechnik eignet sich vor allem gut für den Gebrauch elektrischer Zahnbürsten. Diese Reinigungsmethode ist sehr einfach zu erlernen, jedoch werden auch hierbei die Zahnzwischenräume nur ungenügend gereinigt.
Horizontale Schrubbmethode:
Bei der horizontalen Schrubbmethode werden die Borsten senkrecht auf die Zahnflächen gedrückt und hin und her geschrubbt. Dies geschieht auf den Außenflächen, den Innenflächen und den Kauflächen. Aufgrund der geringen Putzleistung, ist diese Technik nur als Einstieg in das regelmäßige Zähneputzen zu gebrauchen.
Die Solo-Technik nach J. Sedelmayer:
Diese Zahnputztechnik verzichtet komplett auf eine übliche Zahnbürste. Da man weiß, dass die Glattflächen der Zähne durch Zunge und Wangen einer permanenten Säuberung unterliegen, konzentriert sich die Solo-Technik auf das Wesentliche. Gefährliche Beläge finden sich im Zahnfleischsaum entlang des Zahnhalses, und in den Zahnzwischenräumen. Genau da setzt die Solo-Technik an. Der Zahnfleischsaum wird durch die Einbüschelbürste gereinigt. Dies geschieht indem man den anatomischen Formen mit der Bürste folgt. Man beginnt rechts an den Außenflächen der Oberkieferzähne und fährt mit der Bürste den Zahnfleischsaum und die Einziehungen zwischen den Zähnen ab, bis man links an den Außenflächen der Oberkieferzähne ankommt. Genauso putzt man die Innenflächen der Oberkieferzähne nun von links nach rechts. Danach werden nach der gleichen Methode die Zähne des Unterkiefers gereinigt. Auch die Grübchen der Kauflächen werden nach der gleichen Methode gereinigt. Zudem gehört es als fester Bestandteil zu dieser Technik, dass die Zahnzwischenräume mit Zahnzwischenraumbürstchen (Interdentalbürstchen) gereinigt werden. Hierbei geht man mit dem Zahnzwischenraumbürstchen zunächst bei der oberen Zahnreihe von rechts nach links durch jeden Zahnzwischenraum. Danach wird nach demselben Schema die untere Zahnreihe gereinigt. Diese Technik ist aufwendig zu erlernen. Sie bietet ein sehr gutes Putzergebnis. Zum erlernen dieser Technik ist es sinnvoll sich von Profis unterweisen zu lassen. Wie zum Beispiel bei der regelmäßigen professionellen Zahnreinigung.
Zahnzwischenraumpflege:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Zahnzwischenraumpflege. Darunter Zahnseide und Interdentalbürstchen (Zahnzwischenraumbürstchen), aber auch elektrische Reinigungsmittel wie das Air-Floss. Im Folgenden wird beschrieben, wie diese Mittel funktionieren.
Zahnseide:
Die Zahnseide ist ein Faden der gewachst oder ungewachst sein kann. Die Zahnseide wird von der Kaufläche (Seitenzahn) oder Schneidekante (Frontzahn) aus in den Zahnzwischenraum eingefädelt. Dort wird sie im gespannten Zustand nach oben und unten geschoben. Dabei werden die Beläge in den Zahnzwischenräumen abgewischt. Die Zahnzwischenräume der Seitenzähne können Einziehungen aufweisen. Hier versagt die Reinigungswirkung der Zahnseide.
Interdentalbürstchen:
Interdentalbürstchen sind wie Flaschenbürsten im Miniformat die es in verschiedenen Dicken gibt. Diese können in die Zahnzwischenräume geschoben werden. Dabei werden die Zwischenräume sehr effektiv gereinigt. Wichtig ist es festlegen zu lassen, welche Dicken man für die Zahnzwischenräume braucht, damit die Bürstchen ihre volle Reinigungskraft entfalten können. Je nach Zustand der Zähne und des Zahnfleisches, können auch verschiedene Dicken an Bürstchen, pro Zahnreihe benötigt werden. Die Bürste wird im Interdentalraum hin und her geschoben. Dabei werden die Beläge gründlich entfernt. Auch Einziehungen werden bei der richtigen Bürstengröße sehr gut gereinigt. Man geht mit der Bürste von Zahnzwischenraum zu Zahnzwischenraum. Am besten fängt man links oben an und reinigt bis rechts oben die Zahnzwischenräume aus. Hierbei wird die Bürste nur von der Außenfläche der Zahnzwischenräume aus eingeschoben. Dies ist für die Reinigungswirkung völlig ausreichend. Danach werden nach derselben Methode die Unterkieferzähne gereinigt. Diese Putztechnik bedarf einiger Übung und auch gute Beratung durch einen Fachmann.
Air-Floss:
Eine weitere Möglichkeit der Zahnzwischenraumreinigung stellt das Air-Floss dar. Hier werden unter hohem Druck kleine Tröpfchen aus Luft, Wasser oder Mundspüllösung mit ca. 70 km/h in den Zahnzwischenraum gepresst. Der Vorgang dauert 0,3 Sekunden. Dabei wird der weiche Zahnbelag abgetragen. Man führt die spitze Düse in den Zahnzwischenraum und startet das Air-Floss mit einem Knopfdruck. Diesen Vorgang wiederholt man im Oberkiefer und im Unterkiefer bis alle Zahnzwischenräume gereinigt sind.
Zahnputztechniken bei elektrischen Zahnbürsten:
Bei der elektrischen Zahnbürste kommt es bei der Putztechnik auf den Bürstentyp an der verwendet wird.
Elektrische Zahnbürsten mit oszillierenden Bewegungen werden nur an den Zahn gehalten. Dies geschieht systematisch von Zahnfläche zu Zahnfläche. Gereinigt werden die Oberkieferzähne außen sowie innen und die Unterkieferzähne sowohl außen als auch innen. Zum Schluss werden die Kauflächen durch langsames schrubben gesäubert. Alternativ kann auch die bei der Handputztechnik erwähnte Rot-Weiß-Technik verwendet werden.
Elektrische Zahnbürsten mit schwingenden Bewegungen können auch wie die oszillierende Variante, einfach an den Zahn gehalten werden. Auch sie verrichten die Putzarbeit selbstständig. Alternativ lässt sich wieder die Rot-Weiß-Technik zur Handhabung der elektrischen Zahnbürste verwenden. Die Systematik folgt dem gleichen Schema. Oberkiefer innen und außen, Unterkiefer innen und außen und die Kauflächen oben wie unten.
Elektrische Zahnbürsten mit Schallantrieb arbeiten mit Vibrationsbewegungen. Für diesen Zahnbürstentyp eignet sich als Zahnputztechnik am besten die Rot-Weiß-Technik. Auch hier folgt die Zahnputzsystematik dem bekannten Schema, Oberkiefer innen und außen, Unterkiefer innen und außen und Kauflächen oben wie unten.
Ob man sich für eine Handzahnbürste oder eine elektrische Zahnbürste entscheidet ist zunächst nicht wichtig. Sowohl mit der Hand als auch elektrisch, lassen sich gute Ergebnisse erreichen. Der Unterschied liegt im Aufwand und in der Putztechnik. Bei der Handzahnbürste ist die modifizierte Bass-Technik zu bevorzugen, die jedoch schwer erlernbar und handzuhaben ist. Bei der elektrischen Zahnbürste reicht es einfach die Borsten an den Zahn zu halten. Noch besser ist es die Rot-Weiß-Technik zu verwenden, die einfach zu erlernen ist. Wichtig ist es insbesondere die Pflege der Zahnzwischenräume nicht zu vergessen, da genau diese Zone von der Zahnbürste, egal ob von Hand oder elektrisch, nicht erreicht wird.