Zahnausfall und Karies, ein Fluch der sich verhindern lässt

Viele Menschen denken, dass Karies und Zahnfleischerkrankungen einfach zum Älterwerden dazugehören und geraten auf diese Weise in einen nicht mehr enden wollenden Behandlungsstrudel. Der Grund dafür ist sehr einfach. Es wird nur die Folge einer Krankheit behandelt, die Ursache bleibt bestehen. Dieser Beitrag erklärt warum es zu diesen Erkrankungen im Mund kommt und wie man sie verhindern kann.

Anhang 1Untersucht man die Gründe von Karies und Zahnhalteapparatserkrankungen, stellt man fest, dass alle mit Biofilmen (auf dem Bild rosa angefärbt) in Verbindung stehen. Unser Mund beherbergt etwa 500 Bakterienarten, die sich dauerhaft an Hart- und Weichgeweben anhaften können. Unter Biofilmen versteht man ein Zusammenschluss von Bakterien die durch Zusammenballung als so genannte Bakterienfamilien wirken und sich gegenseitig, stabilisieren. Ein gutes Beispiel für einen Biofilm ist die schleimige Schicht, die sich auf Steinen in Flüssen bildet. Die Organisation im Biofilm dient den Mikroorganismen als Schutzwall gegen giftige Substanzen. Dadurch sind sie gut geschützt gegen lokale Therapiemaßnahmen. Biofilme treten am gesamten menschlichen Körper auf, sind normalerweise aber kein Problem. So wie Menschen in Städten leben, nutzen Bakterien die Infrastruktur des Biofilmes, um sicher zu überleben. So können die Bakterien dort selber den pH-Wert regulieren und somit eine eigene Umwelt schaffen. Es ist heute bekannt, dass Bakterien die in einem Biofilm organisiert sind, um das 1000 bis 1500 fache resistenter gegen Antibiotika sind, als die einzelne Bakterie. So sind diese weniger anfällig auf Veränderungen der Umgebung. An der Zahnoberfläche anheften, können sich die „Pionierkeime“ durch fadenförmige Zellanhänge, auch Fimbrien genannt. Die so entstehenden Bakterienkolonien wachsen zunächst in die Breite und dann in die Höhe. Die Kolonien bilden im Biofilm Wasserkanälchen aus, durch welche Nährstoffen an- und Ausscheidungen abtransportiert werden. Der eigentliche Biofilm besteht dabei aus Mehrfachzuckern, welchen die Bakterien absondern, und in welchem die Bakterien wie in einem Netz eingemauert sind. Auch Nährstoffe können in ihm gespeichert und gebunden werden. Interessant ist, dass die Bakterien untereinander Informationen austauschen. Dabei unterhalten sich die Bakterien jedoch nicht mit Worten, sondern mit Botenstoffen (chemischen Signalen). Gerade dieser Informationsaustausch führt dazu dass sich die Bakterien perfekt an wechselnde äußere Bedingungen anpassen. Sogar Antibiotikaresistenzen können auf diese Weise von Bakterie zu Bakterie übertragen werden, so als würden sich die Bakterien gegenseitig Impfen. Schädlich sind für uns Menschen die Ausscheidungen der Bakterien. Je nach Bakterienart können dies Säuren (zum Beispiel Milchsäure), oder Gifte (Toxine) sein. Während die Säuren Karies auslösen, führen die Gifte zu Entzündungen im Zahnfleisch und dem Zahnhalteapparat. Beides kann auf Dauer zu massiven Zerstörungen der betroffenen Gewebe oder Zähne führen. Auf Grund der enormen Anpassungsfähigkeit der Erreger, ist es bis heute noch nicht möglich auf chemischem Weg den Biofilm zu entfernen. Es bleibt nur, den Belag mechanisch zu entfernen. An den gut zugänglichen Stellen geschieht dies durch das häusliche Zähneputzen. die schlecht zugänglichen Stellen, bleiben jedoch meist als Schmutznieschen zurück. Aus diesem Grunde entstehen auch 80 Prozent aller Karieserkrankungen im Zahnzwischenraum. In diesem Bereich muss professionell geholfen werden. Dies geschieht bei der professionellen Zahnreinigung, kurz PZR. Hier kümmern sich speziell ausgebildete Fachkräfte um die gründliche Reinigung der Zähne, ganz besonders auch im Bereich der Zahnzwischenräume. Wird diese Reinigung in regelmäßigem Abstand von 3 bis 6 Monaten wiederholt, hat der Biofilm keine Chance sein zerstörerisches Werk zu beginnen. Das Intervall wird dabei durch die bereits vorhandenen Schädigungen bestimmt. Da die Bakterien etwa 16 Wochen benötigen um den Biofilm wieder aufzubauen, ist die heutige Lehrmeinung, dass beim Gesunden ein Intervall von 6 Monaten ausreichend ist. Anders sieht es bei Menschen aus, welche schon eine Vorschädigung des Zahnhalteapparates haben. Hier wird es notwendig sein das Intervall enger zu gestalten.
Die Volkskrankheiten Karies und Parodontitis (Zahnbetterkrankung) sind Erkrankungen die mit einem Biofilm auf unseren Zähnen in Verbindung stehen. Da eine Heilung nicht möglich ist, kein Karies schließt sich wieder und kein Knochenabbau wächst wieder zurück, ist eine Vorbeugung umso wichtiger. Im Grunde ist es sehr einfach. Der Biofilm muss weg und das mit allen Mitteln, dann bleibt man fit im Mund.

 

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