Die Entstehung von Karies, und Erkrankungen des Zahnhalteapparates, werden von Bakterien ausgelöst die sich in unserer Mundhöhle zu einem Biofilm formieren. Geschützt von diesem vollbringen sie ihr schädigendes Werk. Unser Körper verteidigt sich mit verschiedenen Mechanismen. Er mineralisiert die Zähne durch den Speichel und bekämpft die Erreger durch das Immunsystem. Durch Abschilfern sorgt er dafür, dass die Bakterien auf den Weichgeweben immer wieder abgetragen werden. Werden die Bakterien zu viel, sind diese klar im Vorteil. Dies führt wiederum zu den oben genannten Erkrankungen. Durch die professionelle Zahnreinigung (PZR) wird der Biofilm entfernt, so dass die körpereigenen Schutzmechanismen funktionieren können.
Zwei bis drei Tage nach einer gründlichen Belagsentfernung, bildet sich auf den Zähnen ein neuer Biofilm, der Plaque. In diesem Biofilm wimmeln Milliarden von Bakterien, die alle ihre Stoffwechselprodukte auf unsere Zähne ausscheiden. Dabei handelt es sich um Säuren und Gifte. Diese führen zu Karies, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Zahnbettentzündungen (Parodontitis). Da es äußerst schwierig ist, trotz gründlichem Zähneputzens, alle Beläge in den Zahnzwischenräumen und Nischen zu beseitigen, ist es wichtig diese Beläge regelmäßig professionell entfernen zu lassen. Die Fachkraft hat einen besseren Blickwinkel und durch die gute Beleuchtung eine bessere Sicht, als man zuhause am Spiegel hat. Der Putzvorgang ist schwierig, da bei Backenzähnen 5 Flächen und bei Frontzähnen 4 Flächen perfekt gereinigt werden müssen. Gerade bei älteren Patienten mit langen Zahnhälsen oder eingeschränkter Fingerfertigkeit und bei Trägern kieferorthopädischer Arbeiten, ist dies geradezu unmöglich, und daher die PZR ein wichtiger Schritt um Schädigungen durch den Biofilm vorzubeugen. Als Vorbeugungsmaßnahme, sollte sie alle sechs bis zwölf Monate durchgeführt werden. Bei sehr großer Kariesanfälligkeit oder einer bereits bestehenden Schädigung des Zahnhalteapparates, empfiehlt es sich die PZR alle drei bis vier Monate durchzuführen. Auch nach einer erfolgten Behandlung des Zahnhalteapparates, sollte die professionelle Zahnreinigung, als unterstützende Parodontaltherapie (UPT) anfangs alle drei Monate durchgeführt werden. Nach ungefähr zwei Jahren wird dann die Häufigkeit der Reinigungen, individuell der Mundsituation angepasst. Professor Per Axelsson aus Göteborg hat mit einer Studie über einen Zeitraum von 30 Jahren gezeigt, dass durch die regelmäßige professionelle Zahnreinigung das Risiko an Karies oder Zahnbettentzündung zu erkranken, langfristig gesenkt werden kann. Dies geschieht zur Unterstützung der häuslichen Mundhygienemaßnahmen, und nicht etwa zum Ersatz. Um einen guten vorbeugenden Effekt zu haben, besteht eine professionelle Zahnreinigung aus mehreren Schritten. Feste und weiche Zahnbeläge unterhalb und oberhalb des Zahnfleischsaumes müssen vollständig von der Zahnhartsubstanz entfernt werden. Dies geschieht mit Handinstrumenten (Scaler), Schleifpapierstreifen, rotierende Bürstchen, Zahnseide, Ultraschallgeräten, Interdentalbürstchen und Pulverstrahlgeräten. Nach der Reinigung mit dem Pulverstrahlgerät, werden die Zähne mit kleinen Gummikelchen oder rotierenden Bürstchen und Prophylaxepasten poliert. Zum Abschluss werden die Zahnoberflächen mit Fluoridlack behandelt. Zudem gehört eine umfangreiche Aufklärung über die Möglichkeiten der häuslichen Mundhygiene und eine Einweisung in die speziellen, auf den Patienten abgestimmten Putzmedien, zu einer guten professionellen Zahnreinigung. Durch das Pulverstrahlgerät wird ein erwärmtes Gemisch aus Luft, Wasser und Reinigungssalz auf die Zähne geblasen. Dabei werden alle Beläge aus dem Zahnzwischenräumen und Furchen (Fissuren) entfernt. Als Salze kommen Natriumhydrogencarbonat, Glykokoll und Erythrit zum Einsatz. Als erstes Reinigungssalz wurde Natriumhydrogencarbonat in Zahnarztpraxen eingesetzt. Diese auch unter der Bezeichnung Backpulver bekannte Substanz ist sehr abrassiv (abreibend), und hat eine sehr gute Reinigungswirkung. Ihr Nachteil ist, dass es auch zu einem Abrieb des Zahnschmelzes kommt, und daher eine Anwendung öfter als einmal im Jahr nicht zu empfehlen ist. Damit wird der Verlust an Zahnschmelz möglichst gering gehalten. Bei der Verwendung von Glykokoll oder Erythrit entfällt das Problem des Abriebes. Diese Pulver können häufig verwendet werden, ohne einen nennenswerten Abtrag von Zahnmaterial. Erythrit findet vor allem in der Reinigung tiefer Taschen Verwendung, da dieses sich auflöst. Dadurch bleiben keine Reste in den Taschen zurück. Sowohl Natriumhydrogencarbonat, als auch Glykokoll und Erythrit kommen auf natürliche Weise in unserer Ernährung und in unserem Stoffwechsel vor und sind daher nicht schädlich. Die Kosten für eine PZR belaufen sich auf ungefähr 50 bis 150 Euro je nach Anzahl der Zähne und dem Reinigungsaufwand. Die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) sieht für einen durchschnittlichen Aufwand (2,3-facher Satz) einen Preis von 3,62 Euro pro Zahn vor. Auf der Homepage der AOK (https://www.aok.de/baden-wuerttemberg/gesundheit/professionelle-zahnreinigung-208326.php) findet man weitere Informationen zur PZR und Preisen. Kritische Stimmen zur professionellen Zahnreinigung kamen vom medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen. Ein Fachjournalist des medizinischen Dienstes, stellte die Wirksamkeit der PZR in Frage. Diese Ansicht wurde von den meisten Krankenkassen nicht geteilt wie man auf der oben genannten Homepage der AOK erkennen kann. Die bei der PZR übliche Fluoridierung hilft erste Entminerialisierungen an den Zähnen zu reparieren. Dazu muss jedoch ständig eine bestimmte Menge Fluorid zugeführt werden. Dies geschieht durch die tägliche Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasten. Da man davon ausgeht, dass 80 Prozent aller Erwachsenen eine leichte Form der Zahnbettentzündung haben, und es bei bis zu 20 Prozent zu einer schweren Form kommt ist die PZR als Vorbeugung eine besonders wichtige Maßnahme. Zahnbettentzündungen entstehen durch Biofilm. Gut zu erkennen ist dieser hinter den unteren Frontzähnen und teilweise an den oberen Backenzähnen, weil sich hier die Ausgänge der Speicheldrüsen befinden. Der weiche Biofilm wird durch den frischen Speichel mineralisiert und wird zu Zahnstein. Durch kleine Wunden, können die Bakterien des Biofilmes in die Blutbahn verschleppt werden. Es gibt viele Anhaltspunkte, dass diese an der Entstehung von Herzinfarkt und Schlaganfall beteiligt sind. Die Wiederholungen der PZR richten sich nach dem Bedarf.
• Nur zur Vorbeugung zweimal Jährlich
• In der Schwangerschaft dreimal jährlich
• Bei vorhandener Zahnbetterkrankung viermal jährlich
Bei der Zahnbettentzündung geht Knochen, Kollagen und der Zahnhalteapparat (Attachement) verloren. Unbehandelt führt die Erkrankung im Laufe von Jahren zum Zahnverlust. Der Grund der Entzündung liegt am auf unseren Zähnen anhaftenden Biofilm. Ungefähr 37 Grad Celsius, ein großes Nährstoffangebot und Feuchtigkeit geben die besten Voraussetzungen für ein enormes Wachstum der Bakterienmenge. Unter diesen Bedingungen können die Bakterien alle 30 Minuten ihre Anzahl verdoppeln. Bereits nach drei Monaten wächst der Biofilm derart an, dass er uns gefährlich werden kann. Dabei sind nicht die Bakterien selber schädlich, sondern ihre Ausscheidungen. Diese sind stark ätzend und giftig und können starke Immunreaktionen auslösen. Hilfe leistet die mechanische Entfernung des Biofilmes durch die professionelle Zahnreinigung und der Behandlung des Zahnhalteapparates. Zudem kann chemisch die Entwicklung des Biofilmes durch Chlorhexidin gehemmt werden. Da Produkte mit Chlorhexidin auch Nebenwirkungen haben, ist von einer dauerhaften Anwendung abzuraten. Auch bei Implantaten ist die professionelle Zahnreinigung unverzichtbar. Die Periimplantitis, einer Entzündung des Knochens um das Implantat, wird von demselben Biofilm ausgelöst wie auch die Entzündung des Zahnhalteapparates. Bei Patienten mit unbehandelter Zahnbettentzündung sind daher auch die Implantate gefährdet. Letztendlich führt eine Periimplantitis zum Verlust des Implantates. Die meisten Implantate gehen bereits im ersten Jahr nach dem Einsetzen verloren. Dies ist ein großes Argument für die regelmäßige, vierteljährliche PZR. Je nach Mundsituation, kann die Wiederholung zu einem späteren Zeitpunkt auf vier oder sechs Monate ausgedehnt werden.
Die professionelle Zahnreinigung ist eine nützliche und effiziente Methode die Zähne, das Zahnfleisch und den Zahnhalteapparat gesund zu erhalten. Auch bei der häuslichen Mundhygiene leistet die PZR durch individuelle, regelmäßige Anleitung einen großen Beitrag. Die zur Reinigung gehörende Fluoridierung rundet das Vorsorgepacket ab. Langfristig gesehen spart die PZR auch Geld, da die teuerste PZR immer noch bedeutend günstiger ist als die billigste Brücke. Letztendlich sind eigene Zähne durch nichts zu ersetzen.