Giftiges Fluor für gesunde Zähne?

Häufig werde ich bei meiner Tätigkeit gefragt, ob Fluor nicht schädlich sei. Diese Frage ist nicht von der Hand zu weisen und geht in seiner Beantwortung in zwei Richtungen.
Zunächst einmal geht es in der Zahnprophylaxe nicht um Fluor, sondern um Fluoride. Fluor ist gasförmig und dazu sehr stark giftig und ätzend. Nicht gerade der beste Stoff für die Prophylaxe an Zähnen. Fluoride jedoch sind Salze des Fluors, welche auch in einigen Nahrungsmitteln in Spuren vorkommen und für die Zahnprophylaxe verwendet werden. Beispielsweise käme niemand auf die Idee Kochsalz (Natriumchlorid) für schädlich zu halten, obwohl es ein Salz des Elementes Chlor ist, welches wiederum gasförmig und stark giftig ist. Doch auch bei den Salzen gilt der Leitspruch, die Menge macht das Gift. So wie ein zu hoher Konsum von Kochsalz der Gesundheit schadet, ist auch eine zu großzügige Gabe von Fluoriden bedenklich und kann zu gesundheitlichen Problemen wie einer übertriebenen Anreicherung von Fluorid in den Knochen und Zähnen führen. Ab einer Konzentration von 0,005 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht ist Natriumfluorid giftig. Mit normalen, altersgerechten Fluoridgaben in der häuslichen Mundhygiene durch Zahnpasten und Mundspüllösungen sowie der professionellen, zahnärztlichen Vorsorge, sind fluoridbedingte Gesundheitsgefährdungen nicht zu erreichen. Auch hier kann noch einmal, auf den Vergleich mit Kochsalz zurückgegriffen werden. Kochsalz ist lebenswichtig, ab einer Konzentration von 0,5 Gramm je Kilogramm Körpergewicht, kann Kochsalz jedoch tödlich sein. Selbst Haushaltszucker ist ab einer Dosis von 50 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich.

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“

Zitat Paracelsius (1493-1541)

Die Fluoridverbindungen in Zahnpastenhaben haben einen erheblichen, nachweisbaren Anteil am Kariesrückgang während der letzten Jahrzehnte. Von keinem anderen Inhaltsstoff ist eine vergleichbare Wirkung bekannt. Deshalb ist die Empfehlung, morgens und abends eine fluoridhaltige Zahnpasta zur Zahnreinigung zu verwenden, nach wie vor aktuell. Die Intensität des Fluoridierungseffektes kann durch Verzicht auf das anschlieende Ausspülen gesteigert werden, da so eine längere Verweildauer auf den Zahnoberflächen besteht. .Fluoride bewirken im Körper die Festigung der Knochenstruktur und die Härtung des Zahnschmelzes. Man geht heute davon aus, dass der Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen in erster Linie auf den breiten Einsatz von Fluoriden zurückgeführt werden kann. Es ist heute wissenschaftlich belegt, dass die nach dem Zahndurchbruch auf die Zahnoberfläche einwirkenden Fluoride, für den kariesprophylaktischen Effekt verantwortlich sind. Dabei sind gerade Zahnpasten mit Fluorid für den direkten Kontakt der Zähne mit den Fluoriden vorteilhaft. Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes sollten Zahnpasten mit einer Fluoridkonzentration von 0,05% (500ppm) verwendet werden. Eine erbsengroße Menge Zahnpasta pro Putzvorgang ist völlig ausreichend.

Dabei gibt es folgende Empfehlung:
• Bis zum 2. Geburtstag einmal täglich putzen, am besten abends.
• Ab dem 2. Geburtstag zweimal täglich putzen.
• Ab dem 6. Lebensjahr soll auf Erwachsenenzahnpasta mit 0,10% – 0,15% (1000ppm – 1500ppm) Fluorid umgestellt werden.

Der richtige Zeitpunkt für die Verwendung von Erwachsenenzahnpasta ist, sobald das Kind die Zahnpastareste komplett ausspucken kann. Daher wird von Zahnpasten mit Frucht und Bonbongeschmack abgeraten, da sie zum herunterschlucken der Pasta verführen. Die karieshemmende Wirkung von Fluoriden ist bei direktem Kontakt mit den Zähnen am größten. Die systemische Fluoridanwendung durch Tabletten ist für die Zähne nur wenig effektiv. Das regelmäßige Zähneputzen hat nicht nur den Sinn die Zähne und das Zahnfleisch zu schützen, sondern ist auch eine Gewöhnung des Kindes, an das alltägliche Ritual der Mundhygiene. Fluoride sind an sich nicht schädlich, und werden unserem Körper auch über die Nahrung zugeführt. Die Menge macht das Gift. Einige Mineralwässer haben einen sehr hohen Fluoridgehalt. Mineralwässer, die für die Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgeschrieben sind, dürfen 0,7 mg Fluorid pro Liter nicht überschreiten. Ab einem Fluoridgehalt von 1,5 mg pro Liter, muss auf der Mineralwasserflasche, nach der Richtlinie (2003/40/EG) ein Warnhinweis abgedruckt sein. Auch Walnüsse haben mit 0,68 mg pro 100 Gramm, einen hohen Fluoridgehalt. Fluoride finden sich in vielen Lebensmitteln, jedoch in geringen Mengen. Bei hoher Kariesaktivität kann mit Fluoridlacken, Fluoridgelen und fluoridhaltigen Spüllösungen der Karies entgegengewirkt werden. Ab dem 6. Lebensjahr wird in Zahnarztpraxen, eine zweimal jährliche Behandlung mit Fluoridlacken angeboten, die von den Versicherungen bis zum 18. Geburtstag bezahlt wird. Aus heutiger, zahnärztlicher Sicht, ist die Gabe von Fluoridtabletten nicht erforderlich, da die Wirkung der Fluoride auf den Zahnschmelz weitgehend nur durch direkten Kontakt zustande kommt. Bekommt der Körper zu viele Fluoride, kann es zu einer so genannten Dentinfluorose kommen. Sie äußert sich durch weiße oder bräunliche Flecken auf den Zähnen. Hier liegt der Vorteil der Fluoridierung durch Zahnpasten, Gele und Lacke. Werden diese nicht in Mengen verschluckt, ist eine Dentinfluorose nicht zu erwarten. Die Wirkung der Fluoride funktioniert vorwiegend durch den direkten Kontakt mit dem Zahnschmelz.

Hierbei wird:
• Der Wiederstand des Zahnschmelzes gegen Säuren erhöht.
• Zahnschmelz durch erneute Einlagerung von Mineralien repariert.
• Die Entkalkung der Zähne gebremst.

Zahnpasta enthält Inhaltsstoffe, die nicht für den Verzehr geeignet sind und sollten deshalb nicht verschluckt werden. Sie ist keine Arznei sondern ein kosmetisches Produkt. Fluoridlacke sind eine Möglichkeit mit kontrollierter Menge an Fluoriden einen Kariesschutz zu bewirken. Ein zweimal jährliches Auftragen von Fluoridlacken wird als ausreichend betrachtet. Bei stark kariesanfälligen Patienten ist eine bis zu viermal jährliche Fluoridierung sinnvoll. Auch dies ohne die Gefahr einer Überdosis an Fluoriden. Auch Erwachsene können durch solche Fluoridierungsmaßnahmen profitieren. Fluoridhaltige Spüllösungen können bei Kindern, und auch bei älteren Menschen mit Wurzelkaries eine gute Ergänzung zur täglichen Mundpflege sein. Auch bei Spangenträgern ist es vorteilhaft, Mundspüllösungen zu verwenden. Da vermieden werden muss, dass durch Verschlucken dem Körper zu viel Fluorid zugeführt wird, sollten Mundspüllösungen nicht vor dem 6. Lebensjahr verwendet werden. Bei starker Kariesanfälligkeit können fluoridhaltige Gele, eingesetzt werden um das Kariesrisiko zu verringern. Meistens wird das Gel einmal pro Woche zuhause mit der Zahnbürste auf die Zähne aufgetragen. Diese Gele können ab einem Alter von 6 Jahren eingesetzt werden, da diese Gele einen hohen Fluoridanteil haben, und nicht geschluckt werden sollen.
Als Basis zur Vorsorge von Karies reicht es aus, zweimal täglich die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta zu putzen. Dabei sollte einmal täglich die Zahnzwischenraumpflege mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen nicht vergessen werden, da 80% aller Karies im Zahnzwischenraum beginnen. Durch die Zahnpasta wirkt das Fluorid wo es gebraucht wird, auf der Oberfläche der Zähne. Steigt das Kariesrisiko, kann durch fluoridhaltige Gelees, Sprays und Mundspüllösungen ein weiterer Beitrag zur Kariesbekämpfung geleistet werden. Diese Maßnahmen sollten jedoch wegen der Gefahr einer Überdosis durch regelmäßiges Verschlucken, erst ab dem 6. Lebensjahr durchgeführt werden. Bei richtiger Anwendung muss man keine Angst vor Fluoriden haben, denn die Menge macht das Gift. Eine Person mit 70 Kg Körpergewicht muss mehr als 3 Tuben handelsüblicher Zahnpasta verspeisen, um eine Überdosis zu bewirken. Bei Kindern reicht eine erbsengroße Portion fluoridhaltiger Kinderzahnpasta pro Putzvorgang. Richtig dosiert entfaltet Fluorid seine guten, und keine schlechten Eigenschaften.

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